Katrin Klewitz und Lisi Edmaier: „Der Marsch steht für unsere Freundschaft“

Katrin und Lisi, 39 und 25 Jahre, sitzen am gemütlichen Esstisch in Lisis Wohnung, die sie sich mit ihrem Freund teilt. Lisi hat Kaffee gekocht und Schokoladentorte gebacken – endlich sehen sich die Freundinnen wieder mal und haben ausgiebig Zeit zum Ratschen. In diesen Zeiten war es nicht ganz so einfach, sich einfach mal so zu sehen und etwas miteinander zu unternehmen. Da freuen sich die beiden Frauen umso mehr, wenn all das wieder ohne Weiteres möglich ist, was sie verbindet. Was das ist, wie sie zueinander gefunden, was sie bereits gemeinsam erlebt haben – das erzählen sie jetzt. Die Erinnerungen lassen sie herzlich lachen und es fließen auch ein paar Tränen der Rührung…

Lisi: „2018 hab ich den Motorradführerschein gemacht und dann noch den Hängerführerschein. Und zwar in der Fahrschule Seidl, die Katrins Mann Johannes gehört. Bei Katrin hab ich die Hänger-Fahrstunden gehabt. Im Gespräch sind wir drauf gekommen, dass wir beide gern bouldern. Da hab ich Katrin vor der Prüfung ganz spontan gefragt, ob sie demnächst mal Zeit hat, mit mir gemeinsam bouldern zu gehen. Keine Ahnung, das war so ein Gefühl.“

Katrin: „Daraus ist eine Freundschaft entstanden. Gemeinsam waren wir inzwischen schon in Regensburg, Straubing und Passau bouldern. Ich wohne ja in Aidenbach, Lisi hier in Arnstorf. Sehr gut kann ich mich daran erinnern, als Lisi mit dem Rad zu mir gefahren ist und wir zum Taferlsee weitergeradelt sind. Da hatten wir ein ganz tiefes, offenes Gespräch, bei dem wir uns beide richtig gesehen haben.“

Katrin: „Das war eine typische Lisi-Idee“

Lisi: „So gute Gespräche haben wir oft. Auch auf unseren gemeinsamen Bergtouren. Diese gute Basis hat mich auch auf unser größtes Abenteuer gebracht. Da hatte ich einen schlechten Tag und wollte an meine Grenzen gehen. Einen 100-Kilometer-Marsch wollte ich schon immer mal machen. Daraus entstand die Idee des Elephant-Walk.“

Katrin: „Das war eine typische Lisi-Idee. Mein Leben spielt sich in Deutschland und Afrika ab, ich bin Rangerin Field Guide und leite auch Leadershiptrainings im afrikanischen Busch. Darum wusste Lisi, wie wichtig mir meine Guides sind, die Arterhaltung, der Busch. Um darauf aufmerksam zu machen, wollten wir gemeinsam 100 Kilometer in 24 Stunden gehen. Von Pfarrkirchen bis Regensburg. Dazu haben wir zum Spenden aufgerufen – jeder konnte für jeden gegangenen Kilometer einen beliebigen Betrag geben. So war die Idee…“

Lisi: „Es ist doch immer toll, was für einen guten Zweck zu tun. Zur Vorbereitung sind wir viel marschiert, auch zusammen. Da hat’s schon lustig angefangen: Als Katrin angekündigt hat, sie würde jetzt von Aidenbach zu mir gehen, hab ich das nicht ganz ernst genommen. Sie hat es aber getan – mit neuen Wanderschuhen, die ihr nicht gepasst haben, im Regen, bis sie nass bis auf die Haut war. Kurz bevor ihr Handyakku den Geist aufgegeben hat, hat sie mich noch erreicht.“

Katrin: „Lisi hat mich dann irgendwo im Nirgendwo aufgegabelt, hat mir bei sich daheim trockene Klamotten und gutes Essen gegeben. Das war ein Traum. Und ich denke, ich konnte Lisi auch was zurückgeben: Sie hat Angst vor der Dunkelheit – und es war klar, dass wir im Dunkeln gehen würden, innerhalb von 24 Stunden ist’s nun einmal Nacht. Also hab ich sie angestachelt. Wenn sie die Angst vor der Dunkelheit überwindet, überwinde ich den obersten Bouldergriff, der mir Probleme macht. Ich selber mag die Dunkelheit, ich empfinde sie als Schutz. Auch in Afrika, wenn ich Nachtwache halten muss.“

Lisi: „Ich hab gespürt, dass Katrin dabei war“

Lisi: „Also sind wir um drei Uhr früh von Aidenbach nach Vilshofen gegangen. Da hab ich festgestellt, dass die Nacht gar nicht so dunkel ist. Wir haben die Satelliten von Elon Musk herumschwirren sehen. Die Dämmerung und der Sonnenaufgang – das war wirklich wunderschön zu erleben. Für den großen Marsch hab ich die Planung übernommen und Katrin hat die Medien aktiviert.“

Katrin: „Lisi hat das toll geplant. Sie hat dafür gesorgt, dass alle 25 Kilometer ein Streckenposten mit Wasser, Tee und warmen Essen auf uns warten würde. Sie hat geschaut, was wir selbst mitnehmen müssen. Dann war der große Tag da und alles kam anders. Ein unerwartet auftretender Notfall in der Familie hat mich die ganze Nacht wach gehalten. Trotzdem hab ich den Entschluss gefasst, dass ich soweit wie möglich mit Lisi gehe.“

Lisi: „Um zwei Uhr früh sind wir in Pfarrkirchen beim Edeka Heizmann gestartet. Es war Vollmond und ich hab mich so gefreut. Nach einem Frühstück sind wir los, haben uns gegenseitig aufgebaut. Ich wusste, was Katrin da leisten wollte – mit ihrer psychischen Belastung und dazu kein bisschen Schlaf. Hinter Landau haben wir nach 50 Kilometern Pause gemacht. Mein künftiger Schwiegervater hat uns die Füße massiert. Und dann bekam Katrin den Anruf.“

Katrin: „Mein Mann rief an und teilte mir mit, dass die Lage sehr ernst sei. Ich beschloss, abzubrechen. Lisis liebevolle Zugewandtheit und ihre Kraft haben mir viel gegeben. Vorab haben wir uns abgesprochen, dass keiner ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn der andere den Weg nicht zu Ende geht. Das Highlight war noch ein gemeinsamer Frangelico. Es war klar: Lisi geht weiter. Das ist das Tolle an ihr. Sie schaut auf andere und geht gleichzeitig ihren Weg.“

Lisi: „Und das Tolle an Katrin ist: Sie hat die Kontrolle über jede Situation, ist ganz klar. Der Abschied fiel uns sehr schwer, aber ich war die restliche Strecke nicht allein. Das hat uns wahnsinnig gerührt. Die nächsten 25 Kilometer hat mich der Blacky, mein künftiger Schwiegervater, begleitet. Mit Katrins Rucksack ist er einfach weitergegangen. Und die letzten 25 Kilometer ist meine Schwester Annalena mit mir gegangen. Außerdem hab ich fest gespürt, dass Katrin die ganze Zeit dabei war.“

Katrin: „Wir sind keine Smalltalk-Freundinnen“

Katrin: „Für mich war das keine leichte Entscheidung. Ich wusste, dass es für sie schwierig war, hab mich aber auch gefreut, dass sie von so vielen lieben Leuten unterstützt worden ist.“

Lisi: „Zum Schluss hat es einfach nur weh getan. Nach 75 Kilometern musste ich die Schuhe wechseln, weil es geregnet hat. Die letzten Kilometer war ich wie in einem Tunnel. Ich hab’s für uns, mit Katrins Rucksack und somit auch irgendwie mit ihr, zum Ziel geschafft. Dann bin ich nur noch ins Auto gestiegen und gleich eingeschlafen.“

Katrin: „Der Marsch steht für unsere Freundschaft. Generell bin ich davon überzeugt, dass schwierige Situationen die Menschen einander näher bringen können – danach ist die Verbindung noch tiefer.“

Lisi: „Das stimmt. Wir haben schon oft andere Ansichten, wissen aber auch, dass das unsere Freundschaft aushält. Wir wissen, was wir aneinander haben.“

Katrin: „Wenn ich ein Problem hätte, würde ich Lisi anrufen – abgesehen von meinem Partner.“

Lisi: „Ich telefoniere aber nicht gern. Ich schreibe lieber.“ (beide lachen)

Katrin: „Bei mir ist es umgekehrt. Das ist das Schöne: Wir können uns gegenseitig sagen, was Sache ist. Daran ist unsere Freundschaft gewachsen. Wir sind keine Smalltalk-Freundinnen, wir lernen voneinander, können uns annehmen und dadurch annähern.“

Lisi: „Katrin kann jedes Problem lösen“

Lisi: „Dabei spielt unser Altersunterschied keine Rolle. Nur manchmal fällt mir auf, dass Katrin schon viel mehr erlebt hat und sie mir viel mehr gute Ratschläge geben kann.“

Katrin: „Nächstes Jahr wollen wir gemeinsam auf die Reise gehen. Ich möchte Lisi Afrika zeigen, die Wildnis. Dann halten wir gemeinsam Nachtwache, jetzt wo Lisi keine Angst mehr vor der Dunkelheit hat.“

Lisi: „Und Katrin muss noch am Bouldern arbeiten. Übrigens verstehen sich auch unsere Männer gut und wir machen gern was zu viert. Motorradtouren, Spieleabende. Das ist schön.“

Katrin: „Das ist wirklich sehr schön. Was ich an Lisi sehr schätze, ist ihre Ehrlichkeit. Und ich finde es sehr schön, dass wir uns auch ohne viele Worte verstehen. Wenn wir miteinander Zeit verbringen, ist das immer wunderbar entspannt. Und ich liebe Lisis guten Kuchen!“

Lisi: „An Katrin schätze ich sehr, dass es für sie kein Problem gibt, das nicht zu lösen wäre.“

Katrin: „Und ich finde es so toll, dass Lisi wie von selbst ein familiäres Umfeld erzeugen kann. Außerdem ist sie sehr sexy.“

Lisi: „Und Katrin hat einen sehr schönen Busen.“ (beide lachen)

klewitz

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