Nils Diezmann und die Rottal Identity: „Tradition ist verwurzelte Kultur“
Mit „Rottal Identity“ hat Nils Diezmann eine niederbayerische Kino-Dokumentation vorgelegt. Ein Jahr lang begleitete er seine Heimatgemeinde Schönburg bei Pocking mit der Kamera. Er war bei Festivitäten und Alltäglichkeiten zugegen und dabei immer auf der Suche nach dem Heimatbegriff. Dabei herausgekommen ist ein Film, der ein gutes Stück Zeitgeschichte abbildet und der sich auf wohl fast jedes niederbayerische Dorf übertragen ließe. Ein Film, der unterhält, aber auch nachdenklich macht. Denn was bedeutet Heimat und was macht sie mit der eigenen Identität? Wann funktioniert Heimat nicht mehr und wer sind wir dann?
Über diese Fragen hab ich mich mit dem 51-Jährigen im selbstgebauten Pavillon in seinem Garten unterhalten. Und weil diese Fragen sowohl soziologisch als auch philosophisch sind und Nils auch noch Lehrer und gebürtiger Münchner ist und Eltern der 68er-Generation hat, haben wir weitaus mehr Themen berührt. Bei Earl Grey wurde es deshalb auch noch politisch und persönlich, zwangsweise.
„Was ist funktionierende Heimat?“
Warum hast Du „Rottal Identity“ gemacht?
Das hat mehrere Gründe. Ich wollte schon immer mal einen Film machen. Und es gibt von Niederbayern in Niederbayern keine Kinofilme. Die Niederbayern sind recht cool drauf. Die meisten können sehr humorvoll und spannend Geschichten erzählen. Die mitunter besten Kabarettisten kommen aus Niederbayern.
Früher war das kaum zu machen – eine komplette Filmausrüstung war uferlos teuer. Mit einer guten und trotzdem relativ preiswerten Digitalkamera ist das heute erstmals auch professionell möglich. Danach kann man bei der derzeitigen Rechnerkapazität auch alles am PC selbst schneiden. Ich hab mich mit zwei Mädels zusammengetan – die eine war eine Ex-Schülerin aus der Theatergruppe, die andere eine Schulfreundin meiner Tochter, die schon einen eigenen Schulfilm gedreht hatte. Der Plan war eigentlich, einen Spielfilm zu machen – das Drehbuch hatte schon 40 Seiten, bis mir klar wurde, dass das nicht so leicht funktioniert. Ich hatte schon in den 80er Jahren bei der Aufführung der „Rocky Horror Picture Show“ anlässlich unseres Oberstufenballs im kleinen Kursaal von Bad Füssing vor gut 400 Zuschauern Regie geführt und für meine Kinder früher Geschichten erfunden. Mitte 2014 kam mein erster digitaler Kurzfilm dazu. Zudem fotografiere ich schon seit meiner Schulzeit und hatte auch im Gymnasium recht erfolgreich zwei Jahre lang den Grundkurs Fotografie belegt, doch hatte keiner von uns eine offizielle Film- oder Medien-Ausbildung, was in Deutschland ja recht wichtig zu sein scheint. Da kriegt man keine Straßensperren oder Sondergenehmigungen. Also dachte ich mir, dass wir erst zeigen müssen, dass wir Filme machen können.
Darum musste ein Film her, der mit kleiner Mannschaft sicher gedreht werden kann. Was lag also näher, als als niederbayerische Filmgruppe einen Film über Niederbayern, über die Heimat, zu drehen? Damals Ende 2014 war das Thema Heimat noch nicht in, Heimat war selbstverständlich. Sie war einfach da. Sie funktionierte, zumindest hier bei uns. Ich war auch mal weg – habe in Oberbayern, in Australien und in diversen deutschen Großstädten gelebt und gearbeitet. Ich kenne die Unterschiede und sehe, dass Heimat bei uns noch recht gut funktioniert. Darum die Frage: Was ist funktionierende Heimat – was ist Heimat an sich? Ohne Heimat ist es echt übel.
„Gemeinschaft, Spaß und Tradition“
Wie das ist, zeigst Du in Deinem Film mit Muhamed aus Syrien.
Genau, allerdings nur kurz. Wobei es ihm, als ausgebildetem Zahnarzt noch verhältnismäßig gut geht – er macht seine Ausbildung zum Zahntechniker, weil seine Qualifikation aus Syrien hier nicht anerkannt wird. Aber andere hocken den ganzen Tag in ihrem Kämmerchen und langweilen sich zu Tode. Obwohl sie aus einer Kultur kommen, in denen abends immer die Gemeinschaft mit Freunden und mit den Familien zelebriert wird.
Wie ging es dann weiter mit Deiner Film-Idee?
Die Frage war: Was ist Heimat? Ein Beispiel einer funktionierenden Heimat ist Schönburg. Meine Heimatgemeinde. Also sehr naheliegend. Die zwei jungen Damen sind bei diesem neuen Thema dann relativ schnell abgesprungen. Doch ich hatte Glück, denn Stefan Pfeiffer – ein Schüler von mir mit einem eigenen YouTube-Kanal – hat mich dann beim Drehen massiv unterstützt. Ohne ihn wäre es schwierig geworden, diesen Film zu realisieren.
Ist Schönburg auf sämtliche Rottaler Dörfer übertragbar?
Ja – auf alle Bereiche, in denen Heimat noch funktioniert. Leute, die sich auf freiwilliger Basis zusammenfinden und auch was für andere veranstalten – das ist ein wichtiger Aspekt von Heimat. Schau dir nur die verschiedenen Feste der Vereine und die anderen Events hier bei uns an. Wie deren Mitglieder schuften und werkeln, teilweise schon Monate vorher. Und zwar nicht nur, um Geld zu verdienen, sondern um die Gemeinschaft zu pflegen, Spaß zu haben oder zu bereiten und Traditionen zu zelebrieren. Ich glaube, in Oberbayern ist das nicht überall so. Das Oktoberfest wird nicht um des Feierns willen veranstaltet, sondern um Kohle zu verdienen.
Als junge Familie haben wir erst in der Nähe von München gelebt. Da war wichtig: Was stellst Du dar, was verdienst Du, welches Auto fährst Du? Hier kommt man auch viel schneller mit den Leuten ins Gespräch – in den Städten ist das nicht so. Fakt ist: Ich weiß, dass Heimat hier funktioniert.
„Identity steht für Offenheit“
Was läuft in Schönburg richtig?
Es gibt hier sehr viele Aktive in der Feuerwehr, dem Trachtenverein, der Kirche, dem Krieger-, Soldaten und Reservistenverein, die sogar ein eigenes Starkbierfest mit einem über zweistündigem Programm veranstalten. Und das alles bei einer Einwohnerzahl von nur um die 650 Bürgern. Hier sind die Leute bereit, füreinander da zu sein, Freizeit auch für andere zu opfern. Und sie haben Spaß dran. Das sieht man zum Beispiel, wenn die Schönburger Feuerwehr am Pockinger Bürgerfest bedient. Man macht das für die Gemeinschaft – und für die anderen, die feiern wollen.
Warum heißt Dein Film „Rottal Identity“?
Der Titel sprang mich am Ende des Filmens an – als ich gemerkt habe, dass Heimat die Identität, den Charakter ausmacht. Verwurzelung durch Heimat trägt zur Identität des Menschen und von ganzen Gruppen bei.
Bei der Premiere in Füssing hat sich eine Dame über den Englischen Titel mokiert. Warum also Englisch?
Ich finde, „Identität“ klingt bescheuert. „Identity“ will auch die Offenheit für Neues ausdrücken. Schau dir nur an, wie relativ problemlos drei junge Leute hier in Pocking am Baggersee die „Lake Explosion“ mit 6.000 Besuchern veranstalten konnten. Die Leute hier sind flexibel.
Sind sie das wirklich?
Teils, teils. Es gibt sicher auch einige bornierte Leute, aber auch sehr viele lockere. Da fällt mir der Verwaltungsbereich ein. Man kann mit den Menschen reden, wenn man hier bauen möchte. In Berlin kannst das vergessen. Ich war früher Unternehmensberater und hab auch in Berlin gearbeitet. Da hab ich das mitgekriegt. Hier bei uns gilt „Leben und leben lassen“. Das ist zumindest mein Eindruck. Wir sind 2003 hierher zurück gezogen. Und sind gut aufgenommen worden. Dafür bin ich sehr dankbar.
Und vorher seid’s bei München gewesen?
In Zorneding bei München. Von vorn: Ich wurde in München geboren. Meine Eltern sind im Rottal, in Griesbach und Rotthalmünster, aufgewachsen, sind beide als Kleinkinder mit ihren Eltern nach dem Krieg hierher geflüchtet und mussten dann auch wegen der Arbeit nach München.
„Lehrer zu sein hab ich mir lockerer vorgestellt“
Ich dachte mir schon – Nils Diezmann ist kein typischer Rottaler Name…
Ich wurde also in München geboren, habe dort und in im nahen Umland meine Kindheit verbracht und später sind wir zurück ins Rottal, nach Karpfham, gezogen. Ich bin in Pocking aufs Gymnasium gegangen. Damals hatte ich schon dieses Heimatgefühl, vermutlich weil meine Großeltern ja schon ewig im Rottal lebten. Von Oberbayern kannte ich das jedenfalls nicht. Ich hab dann in Passau an der Uni Informatik studiert, dort meine Frau kennengelernt. Uns war klar, dass wir wegen der Arbeit erst mal weg müssen. In München haben wir keinen guten Kindergarten gefunden und wollten auch nicht in der Großstadt wohnen, also sind wir ins Münchner Umland gezogen.
Zu der Zeit warst Du aber noch nicht Lehrer?
Nein, da war ich bei Giesecke & Devrient, das ist die private deutsche Gelddruckerei und Sicherheitsfirma, die auch SIM-Karten fürs Handy, Geldkarten, Personalausweise und Sicherheitssysteme machen. Da war ich zunächst als Programmierer in der Entwicklung. Dann Qualitätsmanager im Projektleitungsteam für ein nationales Personalsausweissystem. Später dann im Produktmanagement als Abteilungsleiter für Chipkarten. Dann hab ich mal gewechselt und kurz als Marketingmanager bei einem Pharmakonzern gearbeitet, bis ich zu einer Unternehmensberatung gegangen bin, damals die größte im Telekommunikationsbereich. Für diese habe ich deren Niederlassung in München aufgebaut und geleitet. Die wurden im Laufe der Zeit aber leicht größenwahnsinnig und sind später pleite gegangen. Also bin ich – vorher – wieder gewechselt – zu einer Spezialberatung für Banken und Finanzdienstleister. Dort war ich unter anderem zuständig für Mobile Business und habe unter anderem Bank-Projekte im aufstrebenden Handymarkt geleitet.
Gleichzeitig bot sich die Möglichkeit, als Quereinsteiger ins Lehramt zu wechseln, da die Realschulen in Bayern dringend Lehrer brauchten. Das war für mich interessant: Ich wollte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, zurück nach Niederbayern und meine Schüler könnten eventuell von meinen Erfahrungen aus der Wirtschaft profitieren. Da hätte ich aber als Familienvater mit einem Referendariatsgehalt leben müssen. Nach einem langem Telefonat mit dem Kultusministerium, einem Brief, einem halben Jahr später und einer Änderung im Beamtengesetz wurde das dann nach einem weiteren Jahr was. Endlich der langersehnte Umzug zurück ins Rottal.
Meine erste Stelle als Lehrer war allerdings in Altötting. Ich hab einen Versetzungsantrag gestellt, was nicht funktioniert hat. Im Referendariat hab ich pro Woche vier Tage Unterricht gegeben, wurde einen Tag lang ausgebildet, hatte Ferienlehrgänge und musste ganz normal die Prüfungen zum zweiten Staatsexamen machen. Ich hatte mir das Lehrerdasein lockerer vorgestellt. Das erste Jahr war echt heftig – bis man mal rauskriegt, wie die Schüler ticken. Am Anfang dachte ich, ich könnte da partnerschaftlich herangehen. Bis ich gemerkt hab, dass das nicht funktioniert und ich erst mal als Böser Cop auftreten muss. Klare Grenzen definieren, konsequent sein – danach können sich auch die schüchternen Schüler innerhalb dieser Grenzen frei entfalten, ohne von den dominanten Schülern unterdrückt zu werden. Da kann man dann wieder etwas lockerer werden. Mit meiner Mathe-Informatik-Kombi war die freie Versetzung schwierig. Doch nach fünf Jahren kam ich schließlich nach Bad Griesbach an die Realschule.
War das eine gute Entscheidung, Lehrer geworden zu sein?
Ab und zu bereue ich das schon.
„Wir haben ein Weichei-Bildungssystem“
Wo wärst Du dann lieber?
Das ist eine andere Frage (lacht). Das Problem ist die wachsende Bürokratie. Das Bildungssystem ist ein Weichei-Bildungssystem. Die wollen eine Wohlfühlpädagogik machen, was aber nicht funktioniert. Der Schüler lernt nicht nur, weil er Spaß dran hat, sondern im Wesentlichen weil er muss. Das ist wie später im Beruf auch. Da kann ich den Unterricht so interessant machen, wie ich will – wenn die keinen Bock haben, haben die keinen Bock.
Zumindest in unserem Bildungssystem…
Egal mit welchem Bildungssystem. Das Hirn ist so strukturiert, dass es jegliche unnütze Energieausgabe vermeiden möchte. Spaß spielt da zwar eine gewisse Rolle – doch sechs Stunden Spaß am Vormittag sind ja nicht möglich. Wille, eine gewisse Leidensfähigkeit und Ausdauer sind aus meiner Sicht unumgänglich, die brauchen die Schüler dann auch später im Job. Die Grundschullehrpläne sind inzwischen so unmöglich, dass die Schüler, die in die fünfte Klasse kommen, kaum noch schreiben, lesen oder rechnen können. Dafür wissen sie, wie eine Kläranlage funktioniert.
Tatsächlich?
Ja. Zum Beispiel die Sache mit dem Einmaleins – das 2er, 5er und 10er muss auswendig gelernt werden – alles andere sollen sich die Schüler herleiten können. Steht so im Lehrplan, ist aber fatal. Viele Schüler können nicht mehr richtig rechnen. Wer nicht richtig rechnen kann, wird nie Mathematik können. Und wer nicht richtig Mathematik kann, kann keinen technischen Beruf machen. Und deswegen haben wir kaum Techniker. Und jetzt werden Millionen reingesteckt, um die Schüler an Technik ran zu bringen. MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) heißt da das neue Zauberwort. Bringt aber alles nix, weil sie keine Mathematik können. Die Kinder können nix dafür. Lernen beziehungsweise Wissen ist ein besseres Sehen der Wirklichkeit. Je mehr ich weiß, desto klarer sehe ich die Wirklichkeit. Und desto weniger kann ich verarscht werden.
„Ich fand Tests schon immer affig“
Warum scheint es in den skandinavischen Ländern so gut zu klappen – und bei uns nicht?
Ich glaub gar nicht, dass es dort so gut klappt. Bei uns hat’s ja relativ gut funktioniert. Die haben nur geglaubt, mit dem PISA-Schock alles Mögliche umbauen zu müssen. Messe ich Bildung daran, in irgendwelchen Tests toll zu bestehen? Oder messe ich den Erfolg von Bildung am Erfolg der Wirtschaft? Deutschland war mit seinen 80 Millionen Hanseln Exportweltmeister – das hat sicher auch was mit dem Bildungsstand der Arbeiter zu tun. Und das wiederum hat was mit dem Schulsystem zu tun. Also ist es doch ein Schmarrn, das Schulsystem umzuschmeißen, bloß weil der PISA-Test kein Erfolg war.
Wenn man mir damals als Schüler den Test vorgelegt hätte, hätte ich aus Spaß nur Blödsinn angekreuzt. Ich fand Tests schon immer affig. Auf den PISA-Test gab’s ja keine Noten – der ist also nicht aussagekräftig. Jetzt wurde hier in Bayern ein Lehrplan für die fünfte Klasse Realschule gemacht, der im Prinzip der eins zu eins übernommene Lehrplan vom Gymnasium ist. Das ist der G8-Lehrplan. Da wurden Sachen reingepackt, die die Kinder hirnstrukturmäßig in diesem Alter nicht bewältigen können. Der Hintergrund ist der, dass sie leichter zwischen Realschule und Gymnasium hin- und herwechseln können. Es macht keinen Spaß, wissentlich die Kinder zu überfordern.
Welche Klassen unterrichtest Du?
Ich hatte letztens eine Zehnte. Beim Abschluss sieht man erst, ob die Schüler einen Lehrer wertschätzen. Da hatte ich Glück (lacht). So ist das als Lehrer – da gibt’s kaum Gradmesser, ob ich meinen Job gut mache. Das Feedback der Schüler nach dem Abschluss, wenn sie frei reden können, das ist ehrlich. Nochmal zurück zum Bereuen. Was das Schulsystem angeht: Ja. Dazu kommt, dass jetzt geburtenschwache Jahrgänge kommen. Da konkurrieren die Schulen miteinander. Da gibt’s kaum noch ernst zu nehmende Aufnahmetests. Manche Gymnasien sagen: Wer bei uns anfängt, bekommt auch das Abitur.
Was sagt eigentlich eine Hochschulreife aus?
Frag mal die Hochschulen, wie reif die sind.
Sprichst Du die Bachelors und Masters an?
Das war kompletter Humbug. Der deutsche Diplomingenieur-Abschluss war weltweit geachtet und gesucht. Die ausländischen Unternehmen haben sich die Finger danach abgeschleckt. Und jetzt verdienen die FH-Abgänger mehr als die von der Universität. Zu meiner Zeit war das andersrum und zwar deutlich. Sowas verstehe ich nicht. Auch das hat was mit Heimat und Tradition zu tun.
Wie verknüpfst Du das?
Bachelor, Master, das „PISA-reformierte“ Schulsystem – das ist ein Geringschätzen der Werte, die man bisher hatte – und die im Laufe der Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte gewachsen sind. So ist das ja auch mit Heimat und Tradition. Tradition ist verwurzelte Kultur. Das ist Kultur, die den genetischen Code von mehreren Generationen in sich trägt. Diese für nur oberflächliche oder gerade mal modische Erscheinungen zu opfern ist Unsinn. Eine oberflächliche Erscheinung unhinterfragt zu übernehmen – so geht das nicht.
„Heimat wird von engagierten Leuten erschaffen“
Zurück zu „Rottal Identity“. Du hast das ganze Jahr 2015 gefilmt. Wie hast Du Deine Auswahl getroffen? Wer sollte im Film mitwirken?
Die Frage war ja – wie geht funktionierende Heimat? Wo ist die Heimat und wie will ich die filmen? Ein geschütztes Bauernhaus nach dem anderen oder Natur pur mit Vogelzwitschern? Klar, wir haben hier fantastisch schöne Natur, die ist auch im Film zu sehen, aber ist das alles? Meine These war, dass Heimat nicht von sich aus existiert, sondern von engagierten Leuten erschaffen wird. Was sind also das für Leute oder Gruppen, die Heimat erschaffen? Das sind Vereine, Feuerwehren, die sozialen Einrichtungen wie Kirchen, Schulen, Kindergärten. Das sind Wirtschaft, Unternehmer, Einzelpersonen, Künstler. Und das sind diejenigen, die hier zunächst fremd sind, die Heimat aber genauso kennen und mitbringen.
Warst Du als Filmer der teilnehmende Beobachter oder die neutrale Person?
Sowohl als auch. Den Gauball fand ich echt cool, da war ich Beobachter. Die Trachtler haben das nur für sich gemacht. Das war keine Inszenierung für einen Tourismusverein, keine Darstellung von Pseudo-Heimat. Die hatten einfach Bock, diese Tänze zu zeigen und hatten einen irrsinnigen Spaß dabei. Von Jung bis Alt. Beim Feuerwehreinsatz war ich als Wehrler zunächst eingebunden. Bei der Übung hab ich nur gefilmt. Und beim Pockinger Bürgerfest hab ich einen Großteil meiner Schicht gemacht und dann auch gefilmt.
Gab es denn mal widrige Bedingungen beim Dreh?
Auf dem Karpfhamer Fest hatten wir fast 40 Grad im Schatten. Dazu hat manchmal die Technik gefuxt. Die widrigsten Bedingungen kamen aber von den Musikverlagen. Teils haben die Anträge ein halbes Jahr gedauert – und dann hab ich die Rechte trotzdem nicht gekriegt.
Darum hast du bei einer Szene über die Karpfhamer Musik im Zelt was anderes drübergelegt…
Ja, genau. Bei dem Stück habe ich zusammen mit der Band „Hurricane & Friends“ dafür sogar einen eigenen neuen Song geschaffen. Den „Rottal Identity Song“. Die Band hat den über die Weihnachtsferien extra für den Film komponiert und eingespielt. Einfach super. Und bei der Lake Explosion musste auch teilweise andere Musik rein. Beim Dokumentarfilm ist das nicht so leicht, man filmt ja das tatsächliche Geschehen. Und wenn da ein Lied gespielt wird, für das man die Rechte nicht bekommt, kann man die ganze Szene rausschmeißen. Oder eben musikmäßig was anderes drüberlegen.
Einiges ließ sich professionell planen. Doch bei manchen Kameraeinstellungen hatte ich einfach Glück, weil das intuitiv gut funktioniert hat, oder weil die gefilmten Personen einfach spontan coole Sachen machten. Es gab ja keine Probeläufe und keine Wiederholungen. Die Interviewpartner kannten die Fragen vorher auch nicht. Die haben ganz spontan im Laufe des Interviewgesprächs auf die Fragen geantwortet. Oder beim Karpfhamer Fest. Da waren die Festwirte total hilfsbereit und offen, sie hatten sogar Zettel aufgehängt, damit die Besucher wussten, dass sie eventuell gefilmt werden. Alles kein Problem. Das ist das Schöne. Rottal Identity ist ein positiver Film – über positive Menschen.
„Die Leute werden immer unkritischer“
Rottal Identity ist ja nicht nur eine Dokumentation, sondern auch ein Zeitzeugnis. Wenn man den Film in zehn, zwanzig Jahren anschaut – darauf bin ich gespannt.
Ich auch. Darauf, wie Heimat dann sein wird.
Was denkst Du, wird sich ändern?
In zwanzig Jahren wird es vielleicht viele Vereine nicht mehr geben. Ob man dann noch einen Maibaum aufstellt? Vielleicht noch für irgendwelche Touristen.
Weil die Vereine Nachwuchsprobleme haben? Das kam im Beispiel Schönburg nicht so rüber…
Haben die auch noch nicht. Das wird aber sicher kommen. Weil die Menschen immer weiter digitalisiert und kommerzialisiert werden. Das unkritische Folgen bestimmter Vorgaben ist ein Problem. Und die Industrie streut neue Bedürfnisse – und bietet in Form ihrer Produkte gleich Lösungen an. Dadurch werden die Leute immer unkritischer. Weil ihr Hirn nicht mehr so trainiert wird, die Dinge differenziert zu betrachten, sondern nur noch auf kurzfristige Reize schnell zu reagieren. Das hat auch mit der Schule zu tun. Je flacher das Wissen, desto geringer das Urteilsvermögen.
Denkst Du, das ist der breite Trend? Was ist mit der kleinen, aber wachsenden Gruppe, die kritischer und bewusster unterwegs sind? Beispielhafte Stichworte: Ernährung, Montessori, Achtsamkeit.
Ich habe großen Respekt vor Menschen, die das probieren. Doch sind diese Trends auch nicht neu, vieles geht auf die 68er-Generation zurück, manches wurde, gerade hier in Deutschland schon in den 20ern probiert. Die alternative, freiheitliche Kindererziehung hat ja schon Rousseau zu Beginn der Aufklärung propagiert. Manche Strömungen der 68er zu Bildung und Erziehung sind von einem Minderheitstrend jetzt zum Mainstream geworden. Es wird ja jetzt versucht, auch Montessori-Aspekte bei uns in Bayern an den Schulen umzusetzen, allerdings ohne die dazu nötigen zusätzlichen Lehrerinnen und Lehrer einzustellen.
Tatsächlich?
Ja – man sagt ja jetzt, das Kind soll von selbst und individuell gefördert lernen.
„Revolution funktioniert nicht – nur Evolution“
Im Frontalunterricht?
Nicht nur. Wir machen ja auch Gruppenarbeit. Es funktioniert halt nur bedingt. Ich hab die 68er Experimente ja selbst mit meinen Eltern miterlebt, freie Schule, antiautoritäre Erziehung, WG-Leben. Die reine Ideologie hat nicht funktioniert – der Abwasch wurde nicht gemacht und das Geschirr gammelte vor sich hin. Revolution funktioniert nicht – nur Evolution. Und Evolution ist Veränderung auf Basis von dem, was bereits da ist. In den 70ern kam dann die große Welle, raus aufs Land, Selbstversorgung. Auch das haben viele probiert und auch das hat hinten und vorn nicht funktioniert.
Warum nicht?
Weil es keine Verwurzelung gab. Es war nur ein ideologischer Trend. Dasselbe ist es mit antiautoritärer Kindererziehung. Die funktioniert auch nicht. Kinder brauchen Grenzen. Ohne Grenzen fehlt die Orientierung. Und wenn ihnen die Gesellschaft keine Grenzen setzen würde, würde es die Natur tun. Der Mensch ist ein begrenztes Wesen. Wir sind ein Sozialwesen, können nur innerhalb einer Kultur existieren. Und jede Kultur zeichnet sich eben auch durch Regeln, also Grenzen aus. Das ist auch bei den Naturvölkern so – auch sie haben Kultur und auch sie leben in der von ihnen kultivierten Natur.
Weil das Ganze Sicherheit generiert…
Nicht nur das. Weil es zur Nahrungsbeschaffung beiträgt. Und weil gewisse Vorstellungen, sprich Glaubensvorstellungen oder Ideologien, umgesetzt werden. Du hast vorhin Achtsamkeit genannt. Ich bin ein Fan von Achtsamkeit. Nur wird die kaum noch gelebt, oder nur auf individueller Ebene – inselweise, ohne große gesellschaftliche oder politische Durchschlagskraft. Anstelle der Achtsamkeit gegenüber der Natur wird beispielsweise blind dem Slogan der „Klimakatastrophe“ hinterhergejagt und dafür der Regenwald für Biodieselplantagen vernichtet. Wie widersinnig! Gleichzeitig vermüllen wir ungeniert die Welt wie niemals zuvor.
„Die Statements haben eine philosophische Tiefe“
Viele Trends haben aber Erfolg – weil die Leute auf der Suche sind, um sich an etwas zu orientieren. Vielleicht, weil der Heimatbezug nicht mehr ausreicht? Oder hat das eine nichts mit dem anderen zu tun?
Doch. Man muss nicht zwingend in einem Verein sein. Man kann auch sein eigenes Ding machen – so wie Du. Du schaffst auch Heimat. Oder siehst Du das anders?
Ich bilde den Rottaler ab – weil ich im Rottal lebende Menschen portraitiere. Allein deshalb ergibt sich aber nicht das Bild vom „typischen Rottaler“.
Das nicht – man kann ja schon drüber streiten, wo das Rottal beginnt und aufhört. Der Begriff des Rottals hat sich ja im Lauf der Zeit stark verengt. Früher ging das Rottal von Passau bis Mühldorf, heute kennen die Leute das Rottal nur als das Tal, in dem die Rott fließt. Und klar, nicht jede Suche nach Orientierung muss etwas mit Heimat zu tun haben. Manche kommen vielleicht auch ohne Heimat super aus.
Sag noch was zum Film!
Eigentlich spricht der Film für sich selbst. Ich könnte mir vorstellen, dass jeder was anderes für sich mitnimmt. Häufig gelobt wurden beispielsweise die Landschaftsaufnahmen im Laufe der Jahreszeiten. Was mich am meisten fasziniert hat, ist, wie tief und fundiert und differenziert die Sichtweisen der Interviewpartner sind. Die haben teilweise eine philosophische Tiefe, da kannst nur mit den Ohren schlackern. Ich hab das gehofft und vermutet – und es ist tatsächlich eingetreten. Das ist aber nicht nur ein niederbayerisches Phänomen – der Muhamed hat ja auch ein paar sehr interessante Dinge von sich gegeben. Er spricht für all die, die Heimat dadurch prägen, indem sie ihre eigene Heimat aus der Fremde mitbringen. Was er sagt, gefällt mir, da das zu einer differenzierten Betrachtungsweise beiträgt.
Fass es bitte nochmal für mich zusammen.
Oft wird das Thema stark verkürzt. Entweder sind alle Flüchtlinge gut oder schlecht. Man muss das aber differenziert betrachten, um differenzierte Lösungen erarbeiten zu können. Das wird aber nicht gemacht – es wird sich weggeduckt.
„Wichtig: Eine Gemeinschaftskultur erhalten“
Woher kommt die Angst, die der eine Herr im Film anspricht?
Die Angst ist nicht ganz unbegründet. Vor zwei Jahren hatten wir acht Millionen Ausländer. Jetzt haben wir zehn Millionen. Die eine deutlich höhere Geburtenrate haben als wir. Wir lassen immer mehr ins Land, ohne einen Plan oder ein Konzept zu haben. Und ohne, dass wir die Ressourcen hätten, sie vernünftig zu integrieren. Muhamed musste beispielsweise ein Jahr lang auf seinen Integrationskurs warten. Eine klare Perspektive und klare Entscheidungen im Nachgang zur Grenzöffnung 2015 fehlen. Die Merkel macht das wie der Kohl – der hat auch nie Entscheidungen getroffen. Wer keine Entscheidung trifft, trifft keine falsche Entscheidung und ist nicht angreifbar.
Das ist Deine reflektierte Sichtweise. Ich unterstelle aber dem Herrn im Film, dass seine Angst gegenüber den Geflüchteten viel ursprünglicher ist.
Er hat Angst, dass seine Kultur irgendwann verschwindet.
Wie kann er diese Angst haben, wo er doch in einen festen Heimatrahmen eingebettet ist? Müsste ihm das nicht ausreichend Sicherheit bieten, um keine Angst haben zu müssen?
Er weiß, dass Heimat Wurzeln braucht – und die Freiheit, wachsen zu können. Er sieht, dass die Deutschen eine gewisse Nachwuchsschwäche haben. Und die anderen Kulturen nicht. Und dass diese anderen Kulturen nicht so tolerant sind wie wir es sind. Das vermute ich zumindest. Lustig ist: Die Grünen wollen alle Flüchtlinge aufnehmen – deren Klientel würde aber am schlimmsten leiden, wenn sich die Wertvorstellungen der anderen Kulturen durchsetzen würden.
Es gilt zu vermeiden, konkurrierende Parallelkulturen zu erschaffen. Wichtig wäre es, eine Gemeinschaftskultur zu erhalten. Wenn sich Gruppen abkoppeln, besteht die Gefahr, dass sie nur auf ihren eigenen Vorteil schauen. Dann kann es auf die Dauer auch keine offene, plurale und freie Gesellschaft geben, weil diese langfristig von nicht so toleranten oder eigennützigen Teilgesellschaften ausgebeutet wird. Das gilt nicht nur für ethnische oder kulturelle Teilgesellschaften sondern auch für wirtschaftliche, wie beispielsweise die Finanzindustrie oder die Superreichen.
Achtsamere Leute, die etwas verändern wollen, scheinen mehr links und grün angehaucht zu sein. Die politisch Linken sehen im Staat häufig ein Repressionsinstrument, das persönliche Freiheiten einschränkt. Also sind sie für die Einschränkung der Staatsmacht und den Abbau der Polizei. Damit plädieren sie für einen schwachen Staat. Aber: Der Internationale Sozialismus existiert nicht mehr. Eine linke Position zeichnet sich dadurch aus, dass alle gemeinsam was erwirtschaften und davon profitieren sollen. Die Reichen sollen nicht immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Sonst konzentriert sich das Kapital. Das bedeutet, damit alle dauerhaft gemeinsam profitieren können, muss umverteilt werden. Doch die einzige Macht, die noch – gegen die Kraft des Kapitals – umverteilen kann, ist der Staat.
„Die Merkel ist nicht mehr konservativ“
Praktisch gefragt: Denkst Du, der Kapitalismus wird mal ein Ende haben?
Ich denke, dass purer Kapitalismus und Humanismus nicht vereinbar sind. Humanismus und Sozialismus brauchen eine Instanz, die diesen Kapitalismus bändigt, der sonst wie eine Bakterienkultur bis zur Zerstörung seiner letzten Ressourcen weitermacht. Eine Instanz, die dafür sorgt, dass wir eine soziale Marktwirtschaft haben. Diese übergeordnete Instanz ist der Staat. Das Dumme: Die politisch Linken bekämpfen den Staat. Das tun die Großkapitalisten, die Wirtschafts-Liberalen und Superreichen auch. Aus anderen Gründen. Beide wollen aber einen schwachen Staat erwirken. Die politisch Linke vernichtet sozusagen die einzige Möglichkeit, eine soziale Umverteilung zu erreichen. Und dann wundert sie sich, dass ihr die Wähler abspringen.
Das hat zum Sieg des Kapitalismus beziehungsweise Neoliberalismus über die nationalstaatliche Autorität geführt. Bei uns wurde dieser Sieg über das Instrument der EU erreicht. Die EU ist, so wie sie zurzeit besteht, kein demokratisches politisches Gebilde, sondern ein bürokratisches industriepolitisches Instrument. Innerhalb der derzeitigen Konstruktion der EU kann sich das Kapital den günstigsten Produktionsstandort suchen, ohne durch nationalstaatliche Lenkungs-Maßnahmen behindert zu werden. Da können Staaten, Arbeitnehmer und Verbraucher bezüglich Steuerlast, Lohnhöhe oder den jeweiligen Rechten beliebig gegeneinander ausgespielt werden. In Afrika werden hingegen starke Staaten durch dauerhafte Bürgerkriege verhindert. Wem das wohl wieder nützt?
Jetzt sind wir aber ganz schön abgeschweift…
Schon – aber das hat alles was mit Heimat zu tun. Wenn der Staat geschwächt wird, werden auch die Strukturen geschwächt. Dann haben sämtliche Interessensgruppen die Möglichkeit, ihr eigenes Ding zu machen. Das kann dazu führen, dass Traditionen überwuchert werden. Ich denke, dass sich der Gedanke der 68er so stark entwickelt hat, dass das individuelle Freiheitsstreben das Kollektive zerbröseln lässt.
Meinst Du?
Das ist keine bewusste Bewegung. Aber schau mal: Eine konservative Regierung hat die Wehrpflicht abgeschafft. Eine konservative Regierung hat konzeptlos zwei Millionen Ausländer ins Land gelassen. Das muss von der 68er-Geisteshaltung kommen. Die Merkel ist nicht mehr konservativ.
Was sagt das Deiner Meinung nach über Parteien aus?
Sie beschäftigen sich viel zu viel mit sich selbst, anstatt die die wichtigen Probleme des Landes zu lösen oder diese auch nur einmal sachlich zu diskutieren. Die Parteien verlieren die Bodenhaftung, sie erschaffen sich mit Teilen der Medien ihren eigenen Mikrokosmos und stützen sich viel zu sehr auf Analysen und Marketingexperten. Es wird viel zu wenig mit dem gesunden Menschenverstand gearbeitet.
Wer hat denn gesunden Menschenverstand?
Viele. Zum Beispiel meine Interviewpartner. Dazu muss man nicht Akademiker sein. Der normale Bürger ist sehr vernünftig. Vernünftiger als viele Politiker. Und vernünftiger als viele Journalisten. Der deutsche Journalismus muss gut aufpassen, im Rahmen der Digitalisierung zu überleben. Liebgewonnene Konzepte müssen auf den Prüfstand. Zum Beispiel die Überspitzung, also die Gewohnheit der Presse, eine Aussage eines Menschen nicht so wiederzugeben, wie sie tatsächlich von ihm formuliert wurde, sondern diese verstärkt und verkürzt wiederzugeben, um mehr Aufmerksamkeit zu erzielen. Irgendwann glauben die Leute den klassischen Medien dann nicht mehr. Und kaufen keine Zeitung mehr, da sie ja verkürzte und überspitzte Aussagen auch zuhauf im Netz finden können. Und das kostenlos.
„Man fragt nicht, was schief läuft“
Hast Du Ängste, was die Zukunft betrifft?
In den 80ern wurde im Rahmen der Global 2000 Studie prognostiziert, dass es im Jahr 2000 keine Wälder mehr gibt. Und es gibt sie immer noch. Ich glaube, dass der Mensch ein kurzsichtig denkendes Wesen ist. Ich habe für mich keine Ängste – aber ich bin froh, dass meine Tochter ihren großen Hund in der Großstadt mit dabei hat. In manchen Gegenden kann man als Frau nicht mehr nachts um zwölf alleine herumlaufen. Ist doch traurig.
Woran liegt’s?
Daran, dass in unserer Gesellschaft zu viele Leute leben, die andere Wertvorstellungen haben.
Beziehst Du das auf Geflüchtete?
Auf Manche, aber auch auf die Osterweiterung. Ich hab’s gesehen, wie die leben. Kein Wunder, dass die hierher kommen und was vom Kuchen abhaben wollen. Die Osterweiterung ist halt auch nicht richtig gelaufen. Da wurde das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung nicht ernst genommen. Wirtschaftliche Interessen waren wichtiger. Das ist gefährlich. Die Europapolitik orientiert sich allein an den Bedürfnissen des Kapitals. Die Tatsache, dass die Engländer aus der EU austreten, müsste alle Alarmglocken zum Schrillen bringen. Man müsste sich fragen, was schief läuft – und das wird nicht gemacht. Wenn noch mehr Länder austreten, dann gute Nacht. Da kann sich der Nationalismus wieder ausbreiten, auch geschürt durch die Flüchtlingskrise. Dann haben wir in Europa wieder eine so explosive Situation wie vor hundert Jahren.
Und dann machst nochmal einen Film.
Nein… Irgendwann mach ich schon wieder mal was, aber jetzt noch nicht. Jetzt muss ich erst noch ein bisschen renovieren und die Einfahrt vernünftig pflastern.
Danke, Nils. Ich wünsch Dir alles Gute und dass noch viele Leute Deinen Film anschauen. Wann der zu sehen ist, ist auf Seite des Füssinger Kinos ersichtlich!