Daniela Reber: Von feinem SüssWerk und erfüllten Träumen
„Zua is“ steht auf dem kleinen Holzschild in der Tür zum Café SüssWerk. Einmal im Jahr gönnt sich Inhaberin und Konditormeisterin Daniela Reber eine zweiwöchige Pause – und zwar jetzt nach dem Wintergeschäft und bevor die Hochzeitstorten-Saison so richtig in Schwung kommt. Es ist ein klassischer Apriltag, an dem alles möglich ist: Regen, Schnee, Sonne. Eigentlich ein guter Tag, um ins Café zu gehen. So ein Glück! Daniela Reber kommt zur Tür, sperrt auf und drin bin ich im Süßwerk.
Das SüssWerk – ein echtes Tagescafé
Nein, die 30-Jährige liegt nicht in einem Liegestuhl irgendwo am Meer und lässt den Herrgott einen guten Mann sein. Sie ist in ihrem Café. Und zwar nicht nur wegen mir, sondern weil es in ihrer kleinen Backstube rund geht. Auf der Anrichte warten Kuchenherzen auf ihre Weiterverarbeitung. Auf großen Blechen kühlen Schokocookies aus und daneben duften Cupcakes – noch ohne süße Mütze. „Bestellungen nehme ich auch in der freien Woche an, klar,“ sagt Daniela Reber. „Und ich arbeite schon ein wenig vor. Am Wochenende müssen zwei Hochzeitstorten fertig sein.“
Das Café SüssWerk mitten in Pfarrkirchen gibt es seit Oktober 2014. Daniela Reber legt Wert darauf, ein echtes Tagescafé zu sein. Bei ihr bekommt der Gast Frühstück, ein Mittagsgericht und selbstverständlich Kuchen, Torten und Teilchen, Süßwerk halt. Alles ist selbstgemacht, das ist der Konditormeisterin wichtig. Dazu achtet sie auf beste Qualität. Packerlzeug bekommt man bei ihr nicht aufgetischt. In der Backstube rührt sie Teige und Cremes selbst an – und auch die Wurst und der Käse zum Frühstück sind frisch und regional. Die Semmerl bekommt sie von der Bäckerei Brummer aus Hirschbach geliefert – und wer danach noch ein Brot mitnehmen mag, kann das auch tun. Hinter der Theke beliefern die Brummer-Mädels ihr Regal.
„Die Leute kommen wieder, wenn’s schmeckt“
Daniela Reber schaltet die Kaffeemaschine ein, mahlt ein paar Bohnen, brüht das duftende Heißgetränk auf. Mit einem Glaserl Wasser kommt der Cappuccino daher, da klingelt schon das Telefon. Eine Bestellung. Sie kommt wieder an den Tisch, kehrt zurück zum Thema. „Gute Qualität ist alles, auch wenn dadurch manches ein kleines bisschen teurer ist. Aber die Leute kommen nur dann wieder, wenn es schmeckt,“ ist sie überzeugt. Und ihre Rechnung scheint aufzugehen: Ihre monatlichen Frühstücksbuffets sind stets bis auf den letzten Tisch ausgebucht, manchmal bietet sie deshalb noch ein zweites und sogar drittes Mal an.
Neben der guten Qualität ist Daniela Reber der gute Umgang mit den Lebensmitteln wichtig. Sie kalkuliert genau – wegschmeißen mag sie ungern was. Was übrig bleibt, geht darum an die Tafel und an die Familie. „Meine Oma freut sich immer und macht mit ihren Freundinnen Kaffeekränzchen,“ sagt sie. Und wer am Sonntagabend kurz vor Schluss Daniela Rebers Gast ist, kann schon mal das Glück haben, ein Tortenstück mit nach Hause zu bekommen.
Das Café ist hell und freundlich. Schlichte Tische und Stühle gesellen sich neben alte Möbel wie das Buffet aus den 50ern. Auf den Tischen steht funktionale Deko: Alte Zuckerdosen und Milchkännchen mit Goldrand und Blümchendekor. Dort hängen Bilder, da ragen Zweiglein aus Vasen. Eine freundliche Mischung bietet sich dem Auge, ganz weiblich, fast wie in einem gemütlichen Wohnzimmer. Und in einem Regal stapeln sich hübsche Sachen für Babys und Kleinkinder. Christiane Hutterer, die Milimama, hat hier ein Regal, das neben dem Kaffeetrinken und Kuchenessen auch zum Geschenkekaufen anregt.
„Flo ist mein Mädchen für alles“
Innerhalb von zwei Monaten hat Daniela Reber ihr Café SüssWerk so gestaltet, wie sie es haben wollte – mit der tatkräftigen Unterstützung ihrer Familie und ihres Mannes Florian. „Ich hab schon lange nach einem eigenen Café gesucht,“ sagt die Inhaberin. Ihr Mann hat sie auf das leere Pfarrkirchner Lokal aufmerksam gemacht. „Wir haben es angeschaut, ich hab meine alte Stelle gekündigt und der Umbau konnte beginnen. Für mich war der Fall sofort klar,“ sagt Daniela Reber.
Und so hat sie sich mit nur 30 Jahren ihren Lebenstraum erfüllt. „Ich wollte immer ein eigenes Café haben, schon als Kind,“ sagt sie. „Und dann ging das von jetzt auf gleich.“ Scheu vor der Herausforderung hatte sie nicht. „Wenn es nicht geklappt hätte, hätte ich ja wieder aufhören können. Und ich hab gewusst: Wenn, dann musst Du das noch vor der 30 machen.“ Nicht nur, weil da noch genug Mut in einem steckt, sondern vor allem der möglichen Kinder wegen.
Aber jetzt ist erst mal jetzt und Daniela Reber wirkt sehr zufrieden. Sie spricht ruhig und lächelt ausgeglichen – obwohl sie das Telefon immer wieder mal unterbricht. Bestellungen. Und auch an der Tür will keine Ruhe einkehren. Erst die Eierfrau, dann noch ein Lieferant und schließlich ihr Mann, der irgendwas Schweres von A nach B bringen will. Ohne ihren Freund und die Familie wäre das Café SüssWerk nicht komplett. „Meine Mama arbeitet in Vollzeit bei mir. Sie kümmert sich um die Deko, kocht mal zu Mittag und bedient die Gäste,“ sagt Daniela Reber. „Papa fährt für mich einkaufen und spült an den Buffetsonntagen. Und Flo ist mein Mädchen für alles. Er liefert die Torten aus und fährt zum Wertstoffhof. Und auch die Eltern von Flo helfen, wo sie können.“
„Nachts kann ich konzentriert arbeiten“
Außer der Mama arbeiten vier Mädels auf geringfügiger Basis im Café. In der Backstube unterstützt sie eine Auszubildende. Sie selbst ist fast rund um die Uhr vor Ort. „Oft bin ich schon um ein Uhr früh da,“ sagt sie und lacht über diese nächtliche Stunde. „Im Tagesgeschäft habe ich keine Ruhe zum Backen und kann keine Bestellungen anfertigen. Nachts kann ich konzentriert arbeiten.“ Vor allem in der Weihnachtszeit kommt sie oft kaum mehr hinterdrein mit dem Backen. Leckerl, Stollen, Pralinen – alles macht sie selbst in ihrer kleinen Stube im Café.
„Manchmal fragen die Leute, wo ich meine Torten und Kuchen mache. Den meisten ist erst mal nicht klar, dass ich das alles im Café herstelle,“ sagt Daniela Reber. Gern gewährt sie ihren Gästen einen Blick in ihr kleines Reich. Dort gibt es einen großen Kühlschrank, einen noch größeren Backofen und viele kleine Gerätschaften. Auf den Anrichten stehen ein Sahnezubereiter und eine glänzend rote Kitchen-Aid. An den Wänden hängen Ringe, Siebe, Schneebesen. In den Schubladen verstecken sich Tüllen, Rezepte, Zutaten.
Es duftet süß nach Schokolade und frisch gebackenem Kuchen. Daniela Reber schlägt eine weiße, glänzende Creme auf, teilt sie in zwei Hälften, tropft ein wenig rote und blaue Lebensmittelfarbe hinein. Schon färben sich die Cremes rosa und hellblau. Geschickt füllt die Konditormeisterin die Masse in die Spritztülle und verziert die Cupcakes mit der typischen Haube. „Für Zwillinge zu ihrem Geburtstag,“ sagt sie. Ihre Handgriffe macht Daniela Reber ruhig und systematisch. Es ist ihr anzusehen, wie wohl sie sich fühlt in ihrem Reich, in ihrer Welt.
„Ein Tag ohne backen – da fehlt mir was“
„Als Kind hab ich immer mit der Oma gebacken,“ erzählt Daniela Reber. „Und meine Mama hat schon immer gesagt, dass ich eine kleine Batz’n bin.“ Sie lacht, holt eine dreistöckige Torte hervor, die ganz mit weißem Fondant verkleidet ist. Blitzschell rollt sie Pergamentpapier zu einer kleinen Tülle, füllt Zuckerguss hinein und beginnt, zarte Ornamente auf die Torte zu malen. Schon als Kind hat sie also gewusst, dass sie genau das machen will, was sie heute tagtäglich tut: backen. „Ein Tag ohne backen – da fehlt mir was,“ sagt sie. „Nach einem Arbeitstag brauche ich ein Ergebnis, was zum Anschauen.“ Die Bestätigung der Kunden ist ihr Extra-Zuckerl.
„Es kann schon sein, dass ich mal zwei Tage für eine Torte brauche,“ sagt Daniela Reber. Immer wieder muss das Backwerk trocknen, dazu kommt das detaillierte Formen von Blümchen oder Figuren. „Der Aufwand lohnt sich aber immer,“ sagt sie. Im Tagesgeschäft im Café ist solch aufwändiges Naschwerk freilich nicht gefragt. Danielas Gäste mögen es klassisch: Lieber die gute alte Eierlikörsahnetorte anstatt eine wilde Kreation aus Exotik und Glitzer. „Eins müssen meine Kuchen und Torten aber sein: rund,“ sagt Daniela Reber. „Schnitten kann man sich beim Bäcker ums Eck mitnehmen.“
Und wie ist nun aus der kleinen „Batz’n“ eine Konditormeisterin geworden? Nach einem kleinen Schnupperpraktikum am Kindergarten hat sie sich doch lieber für ihren Kindheitstraum entschieden und das Konditorhandwerk erlernt. In Simbach bei der Bäckerei Fischhold. „Das ist ein super Betrieb, die machen alles selbst, da kommt nix aus dem Packerl,“ sagt Daniela Reber. Nach der Lehre fiel die Entscheidung schwer, sich für einen Betrieb zu entscheiden. Acht Betriebe hat sie sich angeschaut, bis sie in Ampfing als Bäckerin bei der Bäckerei Pabst gelandet ist und für die Teiglinge verantwortlich war. Weil sie aber in ihrem Beruf arbeiten wollte, war sie froh, als beim Bäcker Greiml eine Stelle frei wurde und sie dafür nicht mal umziehen musste. Über acht Jahre ist sie Ampfing treu geblieben, hat in der Zeit den Meister gemacht.
Manchmal muss es eine Leberkässemmel sein
„Mit dem Bäcker Greiml fühle ich mich noch immer sehr verbunden,“ sagt sie. Wenn Not am Mann ist, hilft sie immer gerne aus, auch heute noch. „Das ist das Schöne – die Bäckereien teilen untereinander ein Gemeinschaftsgefühl. Man hilft sich selbstverständlich,“ sagt Daniela Reber und füllt Zuckerguss in ihre Tülle nach. Langsam windet sich das Ornamente-Muster um die Torte, was ziemlich edel ausschaut. Isst sie selbst eigentlich gern Süßwerk? „Mein absoluter Lieblingskuchen ist die Donauwelle von der Mama,“ sagt sie und schaut auf. „Die gibt’s nur zum Geburtstag. Und ansonsten esse ich lieber mal ein Stück gute Schokolade. Und noch lieber eine Leberkässemmel.“ Sie lacht.
Daniela Reber arbeitet konzentriert weiter. „Allein vom Café könnte ich nicht leben,“ bekennt sie. „Die Bestellungen sind ganz wichtig für mich.“ Zwei Drittel davon kommen übrigens über Facebook, wie die Konditormeisterin erzählt. Bis nach Passau, Mühldorf oder sogar zum Chiemsee liefert sie ihr Süßwerk aus. Während die Sommermonate im Café oft beängstigend ruhig sind, brummt im Winter das Geschäft. „Klar, in der größten Hitze essen die Leute lieber Eis oder liegen im Schwimmbad,“ sagt sie. Dafür kann sie sich dann ganz den Hochzeitstorten widmen.
„Ich möchte, dass sich die Leute bei mir wohlfühlen“
Viele Gäste zählt die 30-Jährige mitunter an den verkaufsoffenen Sonntagen. Die Innenstadtlage klingt besser als sie ist, findet Daniela Reber: „Die Leute kommen zum Einkaufen nicht mehr in die Stadt rein, sondern bleiben außerhalb im Gewerbegebiet. Die Innenstadt und der Einzelhandel sterben aus. Das ist auch die Aufgabe einer Stadt, attraktiv für die Leute zu sein.“ Damit vollendet sie die letzten Schnörkel auf der Torte, betrachtet das hübsche Stück nochmal in der Totalen. Sie scheint zufrieden mit dem Ergebnis zu sein.
Zufrieden ist Daniela Reber nicht nur mit ihren Backkünsten, sondern ganz allgemein. „Ich freue mich über die Stammgäste, die ich mittlerweile habe. Und neue Gesichter sind sowieso immer willkommen,“ sagt sie. „Ich möchte, dass sich die Leute bei mir wohlfühlen.“ Sie selbst nimmt sich untertags immer mal Zeit auf einen kleinen Ratsch. Das gehört für sie dazu, das macht ihr Freude. Auch wenn die Tage oft lang sind, die Freizeit knapp und kein großer finanzieller Reichtum zu erwarten sind – Daniela Reber hat sich ihren Kindheitstraum erfüllt. Und wer kann das schon von sich behaupten…
Hier eine kleine Auswahl von Daniela Rebers Kreationen: