Die fantastischen Welten des Richard Stieglbauer
Richard Stieglbauer schließt die Tür zum Anzenkirchner Pfarrzentrum auf. Drinnen riecht es noch ein bisschen nach Schule: nach Buntstiften, Kleber, Turnschuhen und nassem Schwamm – wenn die Fantasie mit einem durchgeht. Im einstigen Grundschulgebäude findet sich die kleine Bücherei. Richard schließt auch diese Tür auf und schon duftet es nach Büchern, nach durchgeblätterten und zerlesenen Seiten, die den Leser allesamt in die unterschiedlichsten Welten leiten. Hier herinnen fühlt sich der 47-Jährige wohl, da hat er auch schon mit den Leuten vom Wochenblatt und der Heimatzeitung gesprochen. Über sein eigenes Buch.
„Ich mag das Mystische“
„Der Amuramidolch“ ist ein Fantasy-Roman. Das Buch handelt von zwei Mädchen, die in eine andere Welt gelangen und dort so manches Abenteuer bestehen müssen. „Ich lese selbst gern Fantasy. Ich mag es, mich in Geschichten fern der Realität hineinzudenken,“ sagt Richard. „Und ich mag das Mystische, das nicht Erklärbare, das Geheimnisvolle. Das fasziniert mich.“ Er sitzt am Schreibtisch, von draußen fällt graues Licht herein. Es ist ein recht trüber Januartag.
Zum Lesen wie zum Schreiben kam Richard recht spät. „Als Kind und Jugendlicher haben mich Bücher nicht so sehr interessiert,“ sagt er. Irgendwann bekam er einen Konsalik-Roman in die Hände. Nachdem er einige Werke des bekannten Schriftstellers gelesen hatte, kam er schon „auf die mystische Schiene“, wie er selbst sagt. Und eines Tages begann er damit, seine eigene Geschichte im Kopf zu entwickeln.
432 Seiten – „Mal mehr, mal weniger locker“
„Wenn ich Zeit und Lust hatte und mir Ideen kamen, hab ich geschrieben,“ erzählt Richard über die Entstehung seines Romans. Das ging mal mehr, mal weniger locker von der Hand: „Manchmal bin ich eine Stunde lang da gesessen und hab kaum eine Seite geschrieben. Ein paar Tage drauf ging’s wieder flüssiger.“ Bis es so weit war und das 432 Seiten starke Manuskript fertig auf Richards Schreibtisch lag. Und jetzt?
„Ich wollte das Buch im Eigenverlag veröffentlichen“, sagt Richard. Er erzählt kurz und knapp und sachlich, die Emotionen lassen sich nur erahnen. Seine fantastische Gedankenwelt lässt sich nicht von seinem Äußeren ablesen. Mit dem Selbstverlegen von Büchern kennt sich Richard aus. „Der Amuramidolch“ ist zwar sein erstes Fantasy-Werk, nicht aber sein erstes Buch. „2002 habe ich ein Buch über Kleindenkmäler im Gemeindebereich Triftern geschrieben. Wegkreuze, Bildstöcke und so weiter,“ sagt er. Wer nach dem Buch sucht, wird nur noch in der Trifterner Bücherei fündig. Die Auflage von 400 Exemplaren ist längst vergriffen.
„Dem einen gefällt’s, dem anderen nicht“
Noch gut zu haben ist „Der Amuramidolch“. Der Verlag Tredition druckt Bücher nach Bedarf. „Es kann in jeder Buchhandlung bestellt werden,“ erklärt Richard. „Und natürlich auch online. Man kann zwischen Hardcover, Taschenbuch und E-Book wählen.“ Am Eigenverlag haben Richard die Freiheiten angesprochen. Er selbst entscheidet, was Inhalt, Cover und Preis angeht. Auf’s Cover hat er viel Wert gelegt und dafür den Arnstofer Grafiker Rainer Gratz engagiert. „Er hat den Dolch genauso gemalt, wie ich ihn mir vorgestellt habe,“ sagt Richard. „Er ist auch auf der Fantasy-Schiene unterwegs.“
Als er schließlich das Probeexemplar in den Händen hielt, war das schon ein „schönes Gefühl“ für Richard. „Vor dem Druck hab ich die Familie und Bekannte mein Buch lesen lassen,“ sagt der 47-Jährige. „Ich wollte dann aber doch eine objektivere Beurteilung und habe mir noch zehn andere Leute gesucht, die ich nicht unmittelbar kenne.“ Die Resonanzen waren gut und Richard zufrieden. Er vergleicht ein Buch mit einem Gemälde: „Das ist Geschmackssache. Dem einen gefällt’s, dem anderen nicht. Ich hab’s so geschrieben, dass es mir selbst gefallen würde.“
Inspiration von Paolini und Tolkien
Die Ideen, die vielen fantastischen Begriffe, die den Leser mit einer ganz fremden Welt konfrontieren, die Bilder, die dabei im Kopf entstehen, die Spannung, die Richard aufbaut – all das kam aus ihm selbst. Inspirieren lassen hat er sich von Christopher Paolini und J. R. R. Tolkien, zwei Größen des Fantasy-Genres. „Natürlich hab ich nichts kopiert, das bringt ja nix. Ich hab versucht, meinen ganz eigenen Stil zu entwickeln,“ sagt Richard. In seinem Kopf stecken so viele Ideen, dass der Anfang vom nächsten Roman bereits geschrieben ist. „Mir macht’s Spaß,“ sagt der 47-Jährige und lächelt ein klein wenig. Das Lesen und das schreiben sieht er als Ausgleich zu seinem Leben in der Realität, „zum Kopffreikriegen“.
Er ist verheiratet, hat zwei Kinder, arbeitet als technischer Angestellter beim Kunststofffensterbetrieb Sachs. Das Jahrtausendhochwasser 2016 hat auch ihn und seine Familie erwischt. „Mittlerweile ist wieder alles instand gesetzt. Gut, dass wir eine Elementarversicherung hatten,“ sagt Richard trocken. „Im Dorf haben die Leute gut zusammengeholfen. Schade, dass das erst dann der Fall ist, wenn mal was passiert. Ist halt so.“
„Ich mag das Besinnliche“
Seinen Kopf bekommt Richard am besten in der Natur frei. Zum Bergwandern nimmt er gern die Kamera mit, „dann fotografiere ich alles, was mir ins Auge fällt, sei es ein Eiszapfen oder eine besondere Felsformation.“ Daheim joggt Richard mindestens zweimal die Woche. Und neben der sportlichen Betätigung in der Natur ist ihm der Glaube sehr wichtig. „Mir geht’s da weniger um die Institution Kirche. Die hat ja so manche problematischen Ansichten, die ich so nicht vertrete.“
Richards Glaube findet dennoch seinen Platz in den Gotteshäusern, am liebsten im Passauer Dom in der Nacht der Lichter. „Ich mag die besinnliche Musik, das Kerzenlicht, die schönen Texte,“ sagt er. In Pfarrkirchen engagiert er sich am Gartlberg bei den Paulinern. „Da habe ich Zuspruch zu meinen Ideen und Vorschlägen gefunden. So können ich und vor allem auch andere wohnortnah an Veranstaltungen in der Art wie Nacht der Lichter teilnehmen. In der Kirche braucht man Leute, die sich begeistern lassen,“ sagt er aus Erfahrung.
Und nicht nur dort braucht’s Begeisterung, wenn was Neues entstehen soll. Das weiß Richard. Er steht auf, zieht seine Jacke an, sperrt die Türen wieder hinter sich zu. Und wahrscheinlich zieht es ihn bald wieder an seinen Schreibtisch, wo er die Ideen zu seinem nächsten Fantasy-Roman zu Papier bringt.
Weils aus der gegend is
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