Schwimmlehrer Martin Machacek: „Das Wasser ist mein Freund“
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Es ist angenehm warm, riecht verhalten nach Chlor, die Fliesen schimmern türkisblau unter der spiegelglatten Wasseroberfläche, die zum Hineinhüpfen verlockt. Das ist der Arbeitsplatz von Martin Machacek. Hier, im Schwimmbad des Bad Griesbacher Hotels „Das Ludwig“, lehrt er kleinen und großen Menschen das Schwimmen. Und noch viel mehr. In den Schwimmstunden des 35-Jährigen lernen seine Schüler, dem nassen Element und sich selbst zu vertrauen.
Martin Machacek sitzt in der großzügigen Lobby des „Ludwig“, nippt an seinem Milchkaffe. Er duftet frisch geduscht, kommt gerade aus dem Badebereich. Sein kleiner Schwimmschüler hat sich sichtlich müde, aber ebenso freudig von ihm verabschiedet. Für heute ist Feierabend. Seit vier Jahren ist Martin Machacek Lehrer der Schwimmschule Flipper Niederbayern und fester Bestandteil des Hotels. Hotelgäste sowie Einheimische kommen zu ihm, wenn sie und vor allem ihre Kinder schwimmen lernen wollen. Inzwischen ist die Nachfrage so groß, dass er seine Dienste auch in Eggenfelden anbietet.
„Kraulen ist gesünder und weniger anstrengend“
„Spielend schwimmen lernen“ lautet das Motto der Schwimmschule Flipper. Martin Machacek legt darauf großen Wert: „Das Wasser ist mein Freund und ich kann seine Kraft nutzen. Ich sehe es nicht als Gefahr und muss nicht dagegen ankämpfen.“ Für ihn ist die Gewöhnung ans Wasser das A und O – erst wenn das Vertrauen zum flüssigen Element da ist, kann an der Technik gefeilt werden. Und Technik hat für Martin Machacek weder mit „Froschbeinen“ noch mit Brustschwimmen zu tun. „Brustschwimmen ist kein natürlicher Schwimmstil. Es wurde im ersten Weltkrieg ‚erfunden‘, damit Rucksack und Waffe möglichst trocken blieben,“ weiß der Schwimmlehrer. „Beim Kraulen taucht der Kopf ein und aus. Das ist viel gesünder – und auch viel weniger anstrengend.“
Der 35-Jährige strahlt eine angenehme Ruhe aus – und gleichzeitig eine große Begeisterung für sein Metier. Er ist überzeugt, dass es auch anders geht und sein Erfolg gibt ihm Recht. Auch wenn es ein bisschen gedauert hat, bis ihm die Niederbayern ihr Vertrauen schenkten. Immerhin liegt er preislich ein wenig über dem Angebot der anderen Schwimmschulen der Region. Das hat einen guten Grund: „Der Erfahrung nach lernen die Kinder bei mir sehr schnell schwimmen. Meist reichen zwölf Einheiten,“ sagt Martin Machacek.
„Babys wissen intuitiv: Das Wasser trägt mich“
Gar nicht gut sind seine Erinnerungen an seinen eigenen Schwimmunterricht. Sechs Jahre alt war er damals: „Mein Trainer war schrecklich. Er stand am Beckenrand und war sehr streng. Auf uns Kinder ist er gar nicht eingegangen.“ Martin Machacek arbeitet völlig anders – und zwar in Augenhöhe mit den Kindern. Er schwimmt mit ihnen im Becken, betrachtet sie als Freunde: „Ich schaue nicht auf die Kinder herab, sondern begleite sie verständnisvoll.“ Diese Begleitung bietet der Schwimmlehrer schon ab dem Babyalter an.
„Am Anfang dachte ich, Babyschwimmen sei ein Schmarrn,“ bekennt Martin Machacek. Bis er den Unterschied sah: „Wenn Babys schon Erfahrung mit Wasser sammeln dürfen, gehen sie später viel entspannter damit um.“ Schon in der Umkleide reagieren die wenige Monate alten Babys freudig in Erwartung auf das, was auf sie zukommt: Spaß im Wasser. Dazu kommt das natürliche Vertrauen ins nasse Element: „Babys wissen intuitiv: Das Wasser trägt mich.“ Erst später geht dieses Vertrauen oft verloren – sei es durch die übertragene Angst der Eltern oder schlechte Erfahrungen. Dem möchte Martin Machacek vorbeugen. Er stärkt somit Kinder und Eltern. Damit sind die Kleinsten ideal vorbereitet auf den eigentlichen Schwimmkurs, der ab vier Jahren beginnen kann.
„Immer mehr Erwachsene wollen Schwimmunterricht“
„Im Schwimmkurs lernen die Kinder nicht nur, sich über Wasser zu halten,“ sagt Martin Machacek. „Sie werden auch mutiger, trauen sich etwas zu.“ Dazu kommt der achtsame und rücksichtsvolle Umgang mit den anderen Kindern, das Zusammenspiel in der kleinen Gruppe. Bis zu sechs Schwimmschüler nimmt Martin Machacek in einen Kurs auf. Nicht zuletzt geht es um den Abbau von Angst. „Vorm Wasser muss man keine Angst haben – aber durchaus Respekt aufbauen,“ sagt der Schwimmlehrer. In der ersten Schwimmstunde sind die Eltern der Kinder willkommen. „Das ist wichtig fürs gegenseitige Vertrauen. Die Kinder fühlen sich in der neuen Umgebung nicht alleine – und die Eltern sehen, dass ihre Kinder bei mir in guten Händen sind,“ sagt Martin Machacek. Oft passiert es, dass sich schließlich auch die Eltern selbst an den Schwimmlehrer wenden: „Immer mehr Erwachsene wollen Schwimmunterricht.“
Damit bestätigt er, was die Statistiken schon jahrelang sagen: Es sind nicht nur immer mehr Kinder, die erst gar nicht schwimmen lernen – auch viele Erwachsene können es nicht. Sportlich betrachtet mag das zunächst nicht so schlimm erscheinen, aber Schwimmen zu können bedeutet auch Sicherheit. Im Jahr 2015 ertranken in Deutschland immerhin 488 Personen. „Bei mir hat den Schwimmkurs derjenige bestanden, der sich selbst retten kann,“ sagt Martin Machacek. Darum stellt er die Technik beim Schwimmenlernen zunächst in den Hintergrund: „Vor allem die Eltern wollen, dass ihre Kinder möglichst viele Abzeichen machen. Darum geht es aber nicht. Wenn es ernst wird, hilft die ganze Technik nichts. Mit Kleidung und Schuhen kraulst du nicht wie ein Weltmeister zum Ufer.“
Morgens noch am Strand – abends schon im Schnee
So hat jede Kultur ihre eigene Einstellung zum kühlen Nass. Im Hotel kommen oft arabische Kinder zu ihm: „Die sind gar kein Wasser gewohnt. In vielen außereuropäischen Ländern geht man nicht so einfach Schwimmen zum Zeitvertreib.“ Diese Erfahrung hat Martin Machacek besonders in seiner Zeit vor Bad Griesbach gemacht. Seine Sommer hat er viele Jahre lang als Schwimmlehrer in südlichen Ländern verbracht. Im Winter arbeitete er als Skilehrer in der Schweiz. „Oft war ich morgens noch am Strand – und abends stand ich dann mit Sand zwischen den Zehen im Schnee,“ sagt Martin Machacek und lacht.
Ganz schön rumgekommen ist der 35-Jährige auf der Welt. Geboren und aufgewachsen ist er in Kutná Hora in Tschechien. „Das ist dreieinhalb Stunden weg von hier in Richtung Prag,“ erklärt er. Nach dem Pflichtdienst bei der Bundeswehr studierte er in London Marketing. „Ich dachte genau eine Woche lang, ich würde London lieben,“ erinnert er sich. „Das Leben dort ist aber furchtbar schwer, weil es so teuer ist.“ Von Woche zu Woche finanzierte er sich das Studium, kellnerte auf indischen Hochzeiten und verdingte sich auf dem Bau. Nach dem Abschluss beschäftigte ihn eine andere Frage: „Wo finde ich das echte England?“ Freunde rieten ihm zu Cornwall. So kam es, dass Martin Machacek in St Austell eine Stelle fand. „Ich habe gut verdient und auf mein nächstes Ziel gespart: Eine Ausbildung zum Skilehrer,“ sagt er. Dabei blitzen seine Augen, die Begeisterung ist ihm anzusehen.
„Ich hätte das ganze Jahr Skilehrer sein können“
Und es sollte nicht irgendeine Qualifikation sein. In den USA machte er den international anerkannten Skilehrer-Schein nach P.S.I.A.-Standard. Anschließend bewarb er sich und landete in seiner ersten Saison im Schweizer Kanton Wallis, im Städtlein Leukerbad. „Ich war immer in typischen Gegenden eines Landes. In Cornwall, Wallis und jetzt in Bayern,“ sagt Martin Machacek und lacht. „Dort wird ordentlich Dialekt gesprochen, so dass ich mit Englisch und Deutsch auch nicht weiter kam.“ 2008 hat er Deutsch gelernt. Er spricht die Sprache einwandfrei, ganz sympathisch fällt dabei ein leichter tschechischer Akzent auf – und man meint, eine minimale schweizerische Färbung zu hören. Fällt ihm doch mal ein Wort nicht gleich ein, benutzt er einfach den englischen Begriff.
Eigentlich hatte Martin Machacek nicht vor, Schwimmlehrer zu werden: „Wenn in Europa der Winter endet, fängt er in Neuseeland an. So hätte ich das ganze Jahr über Skilehrer sein können.“ Kollegen machten ihm den Sommer schließlich schmackhaft. So kam er zur Schwimmschule Flipper, qualifizierte sich zum Schwimmlehrer und verbrachte fortan seine Sommer dort, wo andere Urlaub machten: Tunesien, Ägypten, Spanien, Italien, Griechenland, Türkei. „Es war schon ein Traum,“ erinnert sich der 35-Jährige. „Ich war sehr frei und habe das absolut genossen.“
„Ich bin zwar lieb, aber auch konsequent“
Doch irgendwann war Martin Machacek das Leben aus dem Koffer leid: „Ich brauche immer wieder eine neue Aufgabe, Verantwortung. Und da war der Wunsch nach Sesshaftigkeit.“ Über die Schwimmschule Flipper erreichte ihn die Anfrage aus Bad Griesbach und er packte die Gelegenheit beim Schopf. „Das Konzept hat anfangs noch gefehlt. Allein mit den Hotelgästen wäre meine Stelle nicht ausgefüllt gewesen,“ erzählt der Schwimmlehrer. „Und mir war auch wichtig, dass Einheimische mein Angebot nutzen können.“ Auf diesen Deal ließ sich die Hotelleitung ein. Seit gut einem Jahr läuft das Geschäft gut – unter den Eltern machte es schnell die Runde, dass Martin Machacek seine Arbeit wunderbar macht.
„Ich bin zwar lieb, aber auch konsequent,“ schätzt sich der Schwimmlehrer im Umgang mit Kindern und Eltern selbst ein. „Kinder sind zwar kleine Menschen, aber eigenständige Wesen. Ich nehme sie als Personen ernst.“ Ebenso ernst nimmt er Erwachsene, die auch zu seinem Klientel zählen. Zu ihm kommen Nichtschwimmer, Menschen mit gesundheitlichen Problemen sowie Triathleten, die an ihrem Stil arbeiten wollen. Damit gestaltet sich Martin Machaceks Alltag sehr abwechslungsreich. Eine Sache gilt für alle: „Jeder wird anders trainiert, da kann man sich nicht nach dem Lehrbuch richten. Jeder Mensch ist einfach anders.“ Er sagt’s, lächelt, steht auf und macht aich auf den Weg nach Ering, wo er mit seiner Partnerin lebt. Endlich ist Martin Machacek angekommen, sein Wunsch nach Sesshaftigkeit hat sich erfüllt: „Ich bin echt glücklich – privat und beruflich.“
Neues von Martin
Nur ein Jahr ist es her, seit ich mit Martin Machacek gesprochen habe. Ein Jahr ist nicht lange, möchte man meinen. Dass sich in einem Jahr aber alles ändern kann, zeigt der Schwimmlehrer: Zunächst einmal heißt er jetzt nicht mehr Machacek mit Nachnamen, sondern White. Dahinter steckt eine längere Geschichte, die es sich zu erzählen lohnt.
Der heute 36-Jährige wurde als Martin Weiß geboren, bevor er mit drei Jahren den Namen des neuen Mannes seiner Mama annahm. Machacek. Die Ehe wurde in Martins Jugend geschieden, der Name blieb. „Ich hatte nie einen Bezug zu Machacek,“ sagt Martin White. Und jetzt, als Erwachsener mit eindeutigen Absichten, wird sein Nachname umso wichtiger für ihn: Er wird heiraten, im Dezember 2017. Den Namen seiner Zukünftigen annehmen? Nein. Dann lieber was ganz Neues. White. „White ist international,“sagt er. Damit schließt sich der Kreis zu seinem Geburtsnamen – und steht dennoch für einen Neuanfang.
Neu anfangen passt zu Martin Whites „Umbruchjahr“, wie er es nennt. Im Privaten kündigt sich nicht nur seine Hochzeit an, sondern auch ein Baby. Im Januar wird er Papa. „Ich bin so überglücklich,“ sagt er. Und auch beruflich hat sich für Martin White heuer alles verändert. Seine Schwimmkurse gibt er nicht mehr unter dem Verband der Flipper-Schwimmschulen im Bad Griesbacher Hotel „Das Ludwig“. „Es war Zeit für den nächsten Schritt,“ sagt er. Er macht jetzt sein eigenes Ding.
Schwim-m nennt er seine Schwimmschule. In der Therme 1 in Bad Füssing bietet er seine Kurse an – nach wie vor für Kinder, Erwachsene und Schwimmer, die an ihrem Stil arbeiten möchten. „Ich bin begeistert von der guten Zusammenarbeit mit der Therme 1. Hier möchte man was möglich machen und unterstützt mich absolut.“ Und während die Kinder mit Martin schwimmen lernen, können sich die Eltern eine Runde Thermalbaden gönnen.