Unterwegs auf ur-eigenen Wegen: die Schamanin Claudia Löw

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Sie steht in der hellen Wintersonne, schließt die Augen, hält die Trommel und schlägt sie erst sanft, dann fester an. Nur die Klänge sind zu hören – und ein kleiner Vogel, der wohl den Frühling wittert. Die Schamanin macht eine Pause, lässt die tiefen Töne nachklingen, um dann mit dem filzbezogenen Schlegel über die Bespannung zu streichen. Ganz anders klingt das nun und der Augenblick ist völlig präsent. Claudia Löw öffnet die Augen, lächelt. Ihre Augen lächeln mit und ihre Locken glänzen im Licht. Ihr Trommelspiel erzählt wie sie von den Ur-Wegen, die sie beschreitet.

Eine reichhaltige Wundertüte

Claudia Löw ist Schamanin und Gesundheitspraktikerin für Seelenbalance. In ihren Räumen in Pocking-Haid bietet sie ihren Klienten Begleitung und Unterstützung beim Finden und Leben des eigenen Selbst. Wie sie selbst sagt, hat sie eine „reichhaltige Wundertüte an Methoden“ dafür zur Hand: Von der psychologischen Beratung über die systemische Aufstellung oder schamanische Praktiken bis hin zu Holistic Pulsing und Reiki. Die 47-Jährige vereint ihren großen Wissensschatz, den sie über die Jahre erworben hat.

Wir sitzen nun in ihrem kleinen, freundlichen Beratungsraum, in dem Wohnzimmeratmosphäre herrscht. Zwei Sofas und ein Sessel mit gemütlichen Kissen, ein kleiner Tisch, Kerzen, schöne Bilder und Gläser und eine Wasserkaraffe – hier lässt es sich gut reden. Claudia Löw spricht ruhig, sie betrachtet gelassen und ihre Augen sind interessiert und ganz lebendig. Sie erzählt so offen aus ihrem Leben, dass gleich ein Gefühl der Verbundenheit entstehen kann.

„Ich durfte nicht ich selbst sein“

„Ich war eine Frühgeburt und immer viel krank. Und ich kann viel sehen – mehr, als meiner Mutter lieb war,“ erzählt sie. Sie sieht das Leuchten um die Menschen herum, bunt, blitzend, manchmal mit dunklen, verschwommenen Flecken. Sie sieht die Menschen lügen und sie sieht, wie sie sich verstellen und selten sie selbst sind. Sie sieht ihre Themen und Probleme in dem Aurafeld. „Meine Mutter konnte auch sehen – und meine Oma auch. Nur lehnte meine Mutter diese Gabe strikt ab, weil sie selbst schlechte Erfahrungen damit gemacht hat.“ In ihrer Kindheit und Jugend erfuhr Claudia Löw vor allem ein Gefühl: Sie sei nicht richtig, sondern irre.

Das prägte. „Und trotzdem zog mich alles Spirituelle sehr an,“ sagt sie. „Zunächst hatte ich davor Angst. Immer begleitete mich das Gefühl, ich dürfe nicht ich selbst sein.“ Entsprechend fiel die Wahl ihrer Studiengänge nach dem Abitur aus: Psychologie und Erziehungswissenschaften. Sie wollte mehr erfahren darüber, wie Menschen so werden, wie sie sind. „Das Studium war allerdings sehr wissenschaftlich,“ sagt sie. Sein Gutes hatte es aber doch: „Meine Soziologie-Professorin hat bei den Inuit-Schamanen studiert. Durch sie kam ich zum ersten Mal mit dem Thema Schamanismus in Berührung. Damit bekam ich eine ganz neue Sicht von mir selbst.“ Erstmals spürte sie, dass das Sehen eine Gabe und kein Fluch war. Und dennoch saß die Angst davor tief. Darum legte sie das Thema Schamanismus zunächst ad acta. Zu bedrohlich war all das, was sie hinter der Tür vermutete, die noch nicht mal halb geöffnet war.

„An sich „arbeiten“ muss keine harte und schlimme Geschichte sein. Es darf sich auch leicht, weich und fließend anfühlen.

Es muss keine Arbeit sein, vielmehr darf es ein Entdecken und Entfalten sein. Wir leben in einer schönen Zeit, in der wir viel dürfen, uns es nur nicht erlauben.

Es lohnt sich, diese Schranken zu öffnen.

Denn auch wenn ich mich zeige, werde ich geliebt.“

Den ur-eigenen Weg finden

Es sollte zwei Jahre dauern, bis sich Claudia Löw wieder an diese Tür wagte. „Die Angst hat mich dazu gebracht,“ sagt sie. Die Angst um ihre kleine Tochter, die schwer erkrankt war. Die Schulmedizin konnte nicht mehr helfen – dafür ein schamanischer Heiler. Nach nur wenigen Behandlungen war die damals Dreieinhalbjährige gesund und ihre Mutter hatte verstanden, dass es nun Zeit war, sich zu öffnen. „Meine Tochter hat sich liebevoll bereit erklärt, mich auf meinen Weg zu bringen,“ sagt sie.

Seit dem Jahr 2000 ist Claudia Löw in Ausbildung und arbeitet am Inhalt ihrer „reichhaltigen Wundertüte an Methoden“, wie sie es nennt. „Ich habe so lange gegen mich selbst gekämpft, anstatt auf meine inneren Qualitäten zu hören,“ sagt sie. Und genau das hat sie sich zum Ziel gemacht: Menschen zu helfen, ihre ur-eigenen Wege zu finden und zu gehen. Ganz wichtig ist ihr, dass die Theorie nicht grau bleibt – ihr geht es darum, Erkenntnisse in den Alltag zu integrieren. Sie weiß: Da geht es nicht allein um den Verstand, sondern vor allem ums Gefühl.

„Im Schamanismus ist alles beseelt“

Hilfreich ist für sie die Ergänzung der psychologischen Ebene mit dem wörtlich Spirituellen – dem Geistigen, das die Seele beflügelt. Der Schamanismus ist dabei ihr ur-eigener Weg. „Zunächst fand ich es seltsam, dass sich jemand Schamane nennen darf, der überhaupt keiner schamanischen Kultur entstammt. Bis ich verstand, dass es gar nicht darum geht,“ sagt Claudia Löw. „Im Schamanismus sind wir alle Brüder und Schwestern – alles hängt systematisch zusammen und alles ist beseelt. Es geht um die gegenseitige Wertschätzung von Mensch und Natur.“ Und die kennt keine kulturellen Grenzen.

Und so ist Claudia Löw seit mittlerweile zwei Jahrzehnten als Schamanin unterwegs. Ihr schamanischer Name lautet Sternenweberin. „Sternenweber vernetzen Menschen und bringen sie wieder zum Leuchten. Das ist mein Weg.“ Sie ist eine Weltenwandlerin, die zwischen der Seelenwelt und der bewussten Welt wechseln kann. Sie stellt die Ordnung wieder her, die bei Krankheiten, Konflikten und Disharmonien durchgerüttelt wurde. Sie trommelt, sie rasselt, sie räuchert, sie singt und betet – ihre Werkzeuge sind Klänge, Töne und Energien. Dazu ist Claudia Löw eine Kräuterkundige und stellt Essenzen und Salben selbst her. Die Gabe des Sehens begleitet sie in ihrem Tun.

„Die Rückbindung an das Natürliche lässt unser ursprüngliches Wissen wachsen.

Das ist ein Gefühl, wie nach Hause zu kommen.

Es liegt in unserer Kultur.

Ich bin eine Brückenbauerin zwischen der Wissenschaft und der Alten Zeit.“

„Die seelische ist nicht die materielle Welt“

Im Gespräch mit ihren Klienten nimmt sie deren Energiefelder wahr: „Ich sehe, verstehe aber nicht zwingend, was ich sehe. Dann frage ich nach,“ erklärt sie. Was für so manchen erstaunlich anmutet, ist für Claudia Löw Normalität. „Ich kann mein Sehen schulen und lenken – und ich kann es auch ausblenden, wenn ich etwas nicht sehen möchte.“ Neben den farbigen Energiefeldern, die die Menschen umgeben, sieht die Schamanin auch Symbole, die meist Herzensangelegenheiten ausdrücken. Auch das hilft ihr beim Begleiten ihrer Klienten.

Auch wenn nicht jeder so wie Claudia Löw sehen kann, so haben wir doch alle ein Gespür für das Unsichtbare. Zu sehr sind wir in unserem Alltag darauf geschult, nur das Sichtbare, das „Reale“ wahrzunehmen. Der Verstand unterdrückt oft Gefühl und Intuition – und damit die Verbundenheit mit der Welt und dem eigenen Leben. In ihrer Arbeit macht Claudia Löw auf diese speziellen, in uns allen innewohnenden Kräfte aufmerksam. „Die seelische ist nicht die materielle Welt,“ sagt sie.

„Es geht um Seelenbalance“

Als psychologische Beraterin und Gesundheitspraktikerin erreicht Claudia Löw eine ganze Bandbreite an Klienten – vom Handwerker bis zum Akademiker kommen alle zu ihr. Oft reisen sie von weither an: „Meine Klienten und Seminarteilnehmer kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.“ Oft genügen ein paar Behandlungen, um die Menschen zu ihrem Weg zu begleiten. Manche kommen regelmäßig über die Jahre, um sich Gutes zu tun. Zu Claudia Löw kommen Menschen mit seelischen Leiden, mit aktuellen Problematiken – und mit schweren körperlichen Erkrankungen. Es kommt schon vor, dass Krankenschwestern ihren Krebspatienten Claudia Löw empfehlen. Da hat die Schulmedizin meist bereits die Diagnose „unheilbar“ getroffen.

Doch was bedeutet unheilbar? Und was heißt Heilung? „Oft geht es nicht zwangsweise um Heilung im Sinne von Gesundwerdung, sondern um den inneren Frieden, den sich Menschen wünschen, bevor sie gehen können. Es geht im Leben und im Sterben um Seelenbalance,“ sagt Claudia Löw. Und manchmal passieren dadurch Wunder, wie sie sagt. Findet ein Mensch die Balance und begeht seinen eigenen Weg, wird auch der Körper gesund. Die Schamanin sagt aber auch: „Man darf die körperlichen Einflüsse wie Impfungen, Umweltgifte, Ernährung nicht außer Acht lassen. Allein diese können schwer krank machen.“

„Das Männliche und das Weibliche gehören zusammen.

Es gilt, weg von den typischen Zuschreibungen zu kommen.

Astrologisch gesehen, geht es in den nächsten drei Jahren in die Balance.

Die Männer beginnen, sich dafür zu öffnen.

Die Welt soll nicht weiblicher werden, aber ausgeglichener.“

Krankheit als Initiationsritual

Mit Krankheit hat Claudia Löw persönlich viele Erfahrungen gemacht. Oft an der Schwelle zwischen Leben und Tod. Erst im vergangenen Jahr hatte sich ihr ganzer Körper so schwer entzündet, dass es gar nicht gut um sie stand. Es klingt sehr gelassen, wie sie darüber spricht: „Gerade als Schamanin muss ich selbst durch diese Prozesse gehen, um mich ganz auf die Menschen einlassen zu können, die zu mir kommen. Was ich nicht selbst durchlebt habe, kann ich nicht begreifen.“ Sie sieht Krankheiten als Initiationsriten. Nach einer überstandenen Krankheit ist man ein anderer Mensch, hat eine andere Stufe erreicht. Besonders sichtbar ist dies bei Kindern – bei ihnen geht mit einer Krankheit oft ein Entwicklungsschub einher.

Deshalb lohnt sich ein anderer Blick auf das negativ behaftete Thema Krankheit. „Es ist schwer, Krankheit als Freund anzunehmen. Das halt viel mit Hingabe zu tun. Und Hingabe kann Angst machen,“ sagt Claudia Löw. „Krankheit zeigt uns auch die Kostbarkeit des Lebens. Genuss und Lebensliebe stehen bei mir an erster Stelle. Das Leben ist wichtig – ich habe nur dieses eine Leben als Claudia Löw.“ Diese Erkenntnis macht es für die Schamanin unerlässlich, die eigenen Grenzen zu wahren, für sich selbst einzutreten und sich nicht zu beklagen. „Wenn wir für uns selbst einstehen, erlauben wir es den Menschen um uns herum erst, es auch zu tun.“ Das Motto lautet also: Raus aus dem Opferdasein, rein in die Eigenverantwortung.

„Ich gebe den Menschen mit, was in mir ist.

Die Kraft in den Menschen zu wecken, kann viel Freude bringen.

Es geht dabei um Berührung, um die eigene Energie zu finden.

Wenn wir uns seelisch und körperlich berühren und berühren lassen und uns öffnen,

kann daraus eine liebevolle Gesellschaft entstehen.“

„Meine Familie ist meine innere Mitte“

Theorie und Praxis auf einen Nenner bringen – das lernen Claudia Löws Klienten in Gesprächen, Behandlungen oder Seminaren und schamanischen Abenden. Ihre Seminare sind Lernkreise, „da auch ich von den Teilnehmern lerne – nicht nur sie von mir.“ Bei den Seminaren und Abenden wird die Schamanin von ihrem Mann unterstützt. Er kommt aus einer ganz anderen Branche, ist Softwareentwickler. „Michael sieht den Schamanismus auf wissenschaftlicher Ebene – und versteht gleichzeitig den spirituellen Aspekt. Das funktioniert gut. Und er hat einen magischen grünen Daumen,“ sagt Claudia Löw. Ihr Mann und auch ihre beiden Kinder – die 20-jährige Tochter und der 17-Jährige Sohn – stehen für sie ein. „Meine Familie ist meine innere Mitte,“ sagt sie.

Von draußen scheint die Sonne herein, während Claudia Löw ihren großen Raum zeigt, in dem ihre Seminare und schamanischen Abende stattfinden, in dem sie massiert und schamanisch arbeitet. In einer Ecke steht ihr Werkzeug dazu: Zwei bunte, dicke Sitzkissen, Trommeln, Federn, Rasseln, Räucherwerk. Auf ihrem Altar steht alles, was ihr lieb und wichtig ist: Eine Ahnenkerze, ein Schnäpschen für die guten Geister, Figuren ihrer Krafttiere, ein Glas mit Wünschen. Die Schamanin erzählt über die Freude, jetzt, in ihrer Menopause, zu ihrer wahren Kraft zu finden. Sie spricht über den Frieden, den sie mittlerweile mit ihrer Herkunftsfamilie geschlossen hat. Sie erzählt von den Schamanen aus sämtlichen Kulturen, von denen sie lernen durfte. Von schamanischen Träumen, die Reisen in die Träume anderer Menschen erlauben. Und es ist so zauberhaft, ihr zuzuhören und sich mitnehmen zu lassen in eine Welt, die viel mehr bietet als den vermeintlich gesunden Menschenverstand. Eine Welt, die zurück zu unseren naturverbundenen, spirituellen Wurzeln reicht und uns eine nachhaltige Berührung schenkt und uns schließlich auf unserem ur-eigenen Weg führt.

 

Neues von Claudia

Vor vier Jahren habe ich Claudia Löw zum ersten Mal getroffen. Jetzt, im Frühjahr 2022, erzählt sie: „2020 habe ich kaum praktisch gearbeitet, mich aber auf die Anforderungen der aktuellen Lage eingestellt. Mit Hilfe eines Business-Coachs habe ich mein Angebot auf online umgestellt. Das wollte ich schon vorher, hatte aber nie Zeit und Kraft dafür.“ Und es hat genauso geklappt, wie sie es sich vorgestellt hat – Claudia hat nur gute Rückmeldung bekommen, ihre Klient:innen hatten stets das Gefühl, sie würde neben ihnen sitzen. So zieht sie eine durchwegs positive Bilanz aus der anspruchsvollen Zeit: „Viele Leute haben ihre Technik-Hürde überwunden – mich eingeschlossen. Und die Bereitschaft ist enorm gestiegen, sich selbst etwas Gutes zu tun und sich mit sich auseinanderzusetzen.“

Darum folgte auf das vorbereitende Jahr 2020 das Jahr 2021, in dem Claudia so viel zu tun hatte wie nie zuvor. „Viele Menschen wollen sich nun auf sich selbst einlassen, stellen sich die wichtige Frage nach den eigenen Potenzialen, nach dem Sinn,“ sagt Claudia. In begleitender Prozessarbeit unterstützt sie ihr Klientel, dessen Energie stabil zu halten, zu nähren, um kraftvoller und motivierter zu bleiben – trotz und gerade wegen der herausfordernden Zeit. Neu ist, dass sie in diesen Prozess Aura-Readings miteinbezieht. Denn wie Du aus Claudias Portrait weißt, kann sie die Aura eines jeden Menschen wahrnehmen. „Die Aura sagt viel aus. Hier kann ich Blockaden erkennen – aber eben auch die großen Potentiale, die in jedem von uns stecken,“ erzählt Claudia voller Optimismus.

Was sich aktuell bei ihr tut, siehst Du auf ihrer Homepage, auf Facebook, Instagram oder ihrem neuen Telegram-Kanal – nun finden wieder einmal monatlich die schamanischen Abende in Präsenz statt. Auch das gemeinsame Projekt „Seelenphönix“ mit ihrem Mann Michael findet seine Weiterführung. Schau mal rein – Claudias Angebot ist vielfältig und inspirierend!

Das Rotter Gsichter Magazin
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Print ist das neue Digital! Die Rottaler Gsichter gibt’s ab 1. Juli 2019 auch als MAGAZIN! Wie gewohnt mit Portraits von Rottalern – und obendrein mit mehr Gschichten, Menschen, Gedanken und Einblicken. Zum Anfassen. Aus Papier. In Echt.

Hier gibt’s weitere Infos…

Ur-Wege

Claudia Löw

Anschrift: Haid 9
94060 Pocking

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