In Zeiten des C – #bleibdahoam (II)
Die Tage vergehen nicht langsamer als sonst, auch wenn sie sich anders anfühlen. Ein wenig beliebiger, belangloser, stressfreier. Was ich heute nicht mache, mache ich morgen oder übermorgen. Der Terminkalender gähnt. Es ist ein langgezogenes Gähnen, das mir anfangs noch gefiel. Inzwischen finde ich die durchgestrichenen Termine richtig doof und die To-Do-Listen, die sich irgendwie über die Wochen verteilen, auch. Mitte April ist überschritten, draußen blühen die Bäume und der Löwenzahn und die nächste Ausgabe des ROTTALER GSICHTER MAGAZINs nimmt zumindest in meinem Kopf Formen an. Ab nächster Woche dürfen wir wieder vereinzelt Leute treffen und ich werde meinen ersten Portraittermin mit Sicherheitsabstand wahrnehmen.
Die Bücher, die ich schon immer lesen wollte, lese ich doch nicht. Ich schaue sie mir genauer an und packe viele von ihnen weg, weil ich mir nichts mehr vormachen will. Das Puzzle, das ich seit der Winter-Ausgabe 2019 legen wollte, 2.000 Teile, liegt ganz oben im Regal. Als ich angefangen hatte, die Teile zu sortieren und sich nach einer Woche eine Staubschicht bildete, räumte ich es wieder in die Schachtel. Die Kisten auf dem Dachboden und im Abstellraum, die ich ordnen wollte – wegschmeißen/verkaufen/aufheben – warten noch immer auf ihre Zukunft. Der Kompost ist immer noch im Komposthaufen und nicht auf den Beeten. Fensterputzen lohnt sich jetzt nicht, ist ja sowieso gleich wieder alles voller Blütenstaub. Nein, ich resigniere nicht. Im Gegenteil – ich merke, was mir wirklich wichtig ist.
Die Pläne schmieden sich weiter im Kopf, ich stelle mir alles bildlich vor. Und doch fühlt es sich ein wenig wie Winterschlaf im Frühling an. Ja, es wird einmal sein, dann, wenn… Dieses Jahr wird ruhiger sein, als mir lieb ist. So befürchte ich es und vermisse plötzlich meinen Alltag und die vielen Menschen um mich schrecklich. Das Umtriebige, das Lebendige, das mich vom Grübeln abgehalten hat. Jetzt, so kommt es mir vor, hat alles einen schnellen, tiefen Zugriff auf mein Innerestes. Konzentriert, pur, nackt stellt sich mir die Frage, wer ich bin und was ich will und ich weiß, es ist gut so. Und dann mache ich Löwenzahngelee, backe nach dem fröhlichen Ergattern von Hefe Bärlauchbrötchen und Zimthefezopf, schleife alte Stühle ab, streiche Wände, befreie Gärten von Laub und zu vielen Ästen, übe mich im Small- und Deeptalk mit den Nachbarn, schaue ins Lagerfeuer und versuche, zu schweigen, bis es sich wirklich gut anfühlt.
Ja, so ist das. Über die Entstehung der Sommer-Ausgabe 2020 lest Ihr im nächsten Beitrag unter „Aktuelles“…
Schöner Film in meinem Kopf. Ich freue mich auf den nächsten Urlaub… Mit dem Heft von dir wird es schon vorher gehen.