Manfred Forster: Der Nürnberger Rottaler und die Rösser
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An diesem Sommertag flimmert schon morgens die Hitze. Die Luft steht, der Himmel ist strahlend blau, bis zum langen Hügel, der mit dem Horizont abschließt, nichts als Pferdekoppeln. Die Rösser selbst stehen lieber im Schatten, kauen friedlich ihr Heu und schlagen mit ihren Schweifen rhythmisch die frechen Fliegen weg. Auf der Lindenhofranch in Peterskirchen treffe ich Manfred Forster, der nicht etwa Cowboy oder Großgrundbesitzer, sondern Versicherungskaufmann ist.
„Ich fürchte mich vor Pferden“
Er ist der Chef der Generalagentur der Nürnberger Versicherung in Mühldorf am Inn. Und er hat sich spezialisiert: Auf Pferde. „Und das, obwohl ich mich nicht mit Pferden auskenne,“ gibt Manfred Forster zu. „Ich fürchte mich sogar vor ihnen und bin noch nie geritten.“ Für ihn kein Grund, sich beruflich dem Pferdesport und pferdehaltenden Einrichtungen anzunehmen. „Wenn man was will, schafft man es auch,“ sagt er. An dieser Devise hat sich der 41-Jährige sein Leben lang festgehalten. Über seinen Weg sagt er außerdem: „Ich hab immer eine Extra-Watsch’n gebraucht. Erst dann war mein Ehrgeiz geweckt.“
Ganz früher hatte Manfred Forster mal was „Kreatives“ im Kopf. „Theater hat mich immer interessiert. Aber das ging meinerzeit nicht. Da musste was Anständiges gemacht werden. Zur Versicherung wollte ich eigentlich nie. Die war verrufen, nur auf Umsatz und Gewinn aus zu sein.“ Darum begann sein beruflicher Weg zunächst dort, wo er bei vielen Menschen erst mal endet: In der Agentur für Arbeit. Dort ließ sich Manfred Forster zum Fachangestellten für Arbeitsförderung ausbilden, weil ihn das „Soziale“ ansprach. Dass die Ausbildung an seinem edlen Ziel vorbeiging, merkte er schnell: „Das war nix für mich. Man hilft nicht. Die Leute, die da aus- und eingehen, haben Verlustangst.“
„Das Rottal ist das Rosstal“
Diese Angst lernte Manfred Forster selbst kennen, einige Jahre später, als er schon bei einer Versicherung und in der freien Wirtschaft gearbeitet hatte. Ganz klassisch hatte man ihn wegrationalisiert, wie das so schön heißt. „Da hab ich mir geschworen: Das passiert mir nicht mehr,“ sagt er. Wie es der Zufall wollte, kam er zur Nürnberger Versicherung. Seit 2003 kümmerte sich Manfred Forster in seinem Pfarrkirchner Büro „ums Übliche – Hausrat, Haftpflicht, Unfall, alles.“
Im Jahr 2005 kam das Thema Pferde hinzu, auf Geheiß vom Betriebsleiter. „Da hatte er einen guten Riecher,“ sagt Manfred Forster. „Das Rottal ist das Rosstal, nach wie vor.“ Seitdem lässt er sich überall dort blicken, wo Pferde am Start sind. Auf Turnieren, Rennen, Messen, auf Gestüten und zum Beispiel der Lindenhofranch. Hier weist eine Frau mit Pferdeschwanz gerade ein Ross über den Hof, begleitet wird sie von zwei Hunden. Es ist Carmen Trappschuh, die sowohl auf der Ranch als auch mit Manfred Forster arbeitet.
Sie lacht nachsichtig über ihren Chef, den notorischen Zuspätkommer, der sich prompt entschuldigt: „Die akademische Viertelstunde gehört zu mir. Manchmal dauert es ein wenig länger – vom Hudeln gibt’s grobe Kinder oder einen lückenhaften Versicherungsschutz.“ Dafür steht Manfred Forster nicht. Zu sehr geht er in seiner Arbeit auf. Sein Witz ist trocken, sein Erzählen unterhaltsam, seine Wirkung ruhig. Er sitzt auf der schattigen Veranda auf dem Hof, trinkt Kaffee und lehnt sich zurück.
„Wer sich spezialisiert, kann sich halten“
In Mühldorf ist er im Jahr 2015 mit seinem Team darum gelandet, weil das Pfarrkirchner Büro anderweitig vermietet wurde. „Mit Mühldorf habe ich eh schon länger geliebäugelt, da wir in der Gegend viele Kunden haben,“ sagt Manfred Forster. Darum war er nicht böse, als ihm die Entscheidung abgenommen wurde – auch darum nicht, weil er flink ein neues, passendes Büro gefunden hat. Der Ortswechsel hat am guten Kontakt mit den Rottaler Kunden nicht gerührt.
In Mühldorf wird zu fünft gearbeitet, drei im Außendienst, drei im Innendienst, dazu bis zu vier Hunde. Montag bis Donnerstag ist der Chef selbst im Büro, an den Freitagen ist er unterwegs zu seinen Kunden in ganz Bayern. Nürnberg, Augsburg, München, der Chiemgau, Starnberg, Ebersberg bis nach Passau – die Liste ist lang. „Die Zeit ist schnelllebig geworden – auch, was Versicherungen angeht. Da ist eine Spezialisierung notwendig. Man kann einfach nicht mehr alles wissen,“ sagt Manfred Forster. „Wer sich spezialisiert, kann sich halten. Und wir bieten auf unserem Fachgebiet den bestmöglichen Service.“ Für ihn heißt das, nicht nur ein Geschäft abzuschließen, sondern den Kunden im Schadensfall kompetent zu betreuen.
„Pferdeleute sind eine eingeschworene Gemeinschaft“
Neben dem Bauhaupt- und -nebengewerbe, dem er sich 2011 angenommen hat, sind das bei Manfred Forster eben die Pferde. „Bei den ersten Tournieren hatte ich keine Ahnung von nichts,“ gibt er zu. „Das hat sich erst über die Jahre entwickelt. Die ersten fünf Jahre waren sehr anstrengend und nicht immer gewinnbringend.“ Was zunächst als Hürde klingt, spielte ihm sehr in die Karten: „Die Pferdeleute sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Wenn sie dich gut finden, empfehlen sie dich weiter.“ Dem war so und heute kann Manfred Forster auf zwölf Jahre auf seinem Fachgebiet zurückschauen.
Heute empfehlen ihn selbst andere Versicherungsagenturen weiter, wenn’s um die Rösser geht. Für ihn das höchste Kompliment. Eine 60-Stunden-Woche ist für ihn normal, „das ist einfach so. Im Winter wird’s ein wenig ruhiger, da sind keine Turniere.“ Die knappe Freizeit ist für ihn kein Problem: „Ich mache meinen Job gern. Nur des Geldes wegen mach ich das nicht – da würde ich woanders mehr verdienen. Man braucht eine Berufung, sonst bleibt man nicht dabei.“
„Der Wohlstand ist extrem gestiegen“
Die hat Manfred Forster. Über seine Arbeit spricht er ruhig und verständlich, wenn er mal da ist, nimmt er sich Zeit. Nur so gewinnt er das nötige Vertrauen von seinen Kunden, das weiß er. Und mit Transparenz. „Darum haben unsere Policen mindestens 48 Seiten, die wir mit dem Kunden durchgehen,“ sagt er. Wenn ihn die Leute fragen, was sie alles versichern müssen, fällt seine Antwort ganz klar aus: „Alles, was mich um die Existenz bringen kann.“ In Sachen Handyversicherung setzt er nur ein vielsagendes Lächeln auf. Er vergleicht das mit dem teuren Grill, auf dem das billige Grillgut landet.
„Der Wohlstand ist extrem gestiegen – damit steigen die Verlustängste,“ sagt er. Er selbst hängt nicht sehr am Materiellen. Und manchmal, wenn er Zeit mit seiner Familie im Garten verbringt, denkt er daran, nochmal ganz was anderes zu machen. Fischzucht. Käse. Honig. Einen Imkerkurs hat er schon belegt, gemeinsam mit seiner achtjährigen Tochter und den Hanigs, Freunden. Die gemeinsame Zeit genießt er sehr. „Kinder sind gnadenlos ehrlich und ihr Lachen ist großartig,“ sagt er. Nach dem Imkerkurs wird ihm ein eigenes Bienenvolk anvertraut, der Platz im Garten ist dafür schon reserviert.
„Nur mal zehn Minuten blöd schauen“
Früher, sagt er, ja früher, da sei er risikofreudiger gewesen: „Wenn man Familie hat, denkt man aber auch für andere mit, wird umsichtiger und vorsichtiger.“ Darum ist er froh, wie sich alles entwickelt hat. In Pfarrkirchen ist er daheim, „das ist meine Stadt.“ Er schwärmt vom Fassl-Wirt, von seiner Bambushütte mit Schilfdach im Garten, von einem abendlichen Weißbier. „Wenn’s daheim schön ist, dann ist das Lebensqualität. Das Schnelllebige fordert Ruhezeiten,“ sagt Manfred Forster. „Und wenn ich nur mal zehn Minuten blöd schauen kann.“
Blöd schaut er nicht, aber er lässt immer wieder den Blick schweifen, schenkt der Umgebung Aufmerksamkeit. Dem blauäugigen Hund, der zu seinen Füßen unter dem Tisch liegt, den spielenden Kindern im Hof, den Pferden, die jetzt in den Stall geführt werden, weil jetzt zur heißen Mittagszeit, die Bremsen auf der Koppel bösartig werden. Er trinkt seinen Kaffee aus, schenkt sich Wasser ein, denkt nach und sagt: „Man muss auch mal Ruhe geben können und fünf grade sein lassen. Für mich ist das ein Lernprozess. Gell, Carmen?“ Carmen Trappschuh sitzt mit einer Kollegin auf dem Veranda-Geländer und macht Mittag – sie lächelt und nickt.
Ordentlicher Kopf – unordentlicher Schreibtisch
„Er reißt viel und würde am liebsten alles selbst machen,“ sagt sie. Manfred Forster gesteht ein, sich immer wieder auf den Boden der Tatsachen holen lassen zu müssen. „Ich lerne gerade, manche Arbeiten abzugeben. Und ich habe einen ordentlichen Kopf, aber einen unordentlichen Schreibtisch.“ Er lacht trocken. Dann rückt er sich fürs Portraitfoto zurecht, erzählt immer weiter, trinkt aus, steht auf, verabschiedet sich und geht zu seinem blauen Wagen. Blau ist das Auto nicht, weil das die Farbe der Nürnberger ist. „Hat meine Tochter ausgesucht,“ sagt er, wünscht einen schönen Tag und fährt davon, dass es staubt.
Neues von Manfred Forster
Es hat sich viel getan in der Generalagentur: Was alles, das möchte Manfred Forster im Frühjahr 2019 verraten. Mit einer Neuigkeit rückt er jetzt schon heraus – neu im Team ist Tina Maier, Auszubildende zur Versicherungsfachfrau. Sie ist wie geschaffen für den Schwerpunkt der Genaralagentur – Tina Maier ist aktiv im Reitsport, hat ein eigenes Pferd. Ob sich ihr Chef Manfred Forster selbst inzwischen auf den Rücken der schönen Tiere getraut hat? Das fragen wir ihn im neuen Jahr…