Personal Trainerin Susanne Lindlbauer: „Ich hole die Menschen da ab, wo sie stehen“
„Ich war ein richtiger Wirbelwind,“ sagt Susanne Lindlbauer über sich als Kind, als sie später bei Nüsschen und kandiertem Ingwer über sich erzählt. Bei der Begrüßung öffnet sie die Tür ihrer Wohnung schwungvoll, ruft ein herzliches Hallo entgegen, ihr ganzes Gesicht lacht, ihre Bewegungen sind flink und geschmeidig, die Worte purzeln aus ihr heraus. Ein Wirbelwind ist die gebürtige Bad Griesbacherin allemal noch. Sogar ein sehr erfrischender an diesem angenehm warmen Nachmittag im Mai. Die 40-Jährige versteht es, Schwung in den Moment zu bringen. Davon profitieren ihre Klienten: Susanne Lindlbauer ist Personal Trainerin.
Leib und Seele gehören zusammen – das eine braucht das andere
In den Rottaler Breiten klingt dieser Beruf schon noch ein wenig nach Hollywood, nach schwitzenden Stars und Sternchen. Dabei ist Susanne Lindlbauers Anliegen weniger exotisch: „Ich finde es schön, Menschen zu begleiten und die Veränderung in ihrem Selbstwertgefühl beobachten zu können.“ Auf ihrer Webseite zitiert sie den amerikanischen Schriftsteller Ralph Waldo Emerson: „Was hinter dir liegt und was vor dir liegt, sind Kleinigkeiten im Vergleich, was in dir liegt.“ Genau das versucht Susanne Lindlbauer gemeinsam mit ihren Klienten aus ihnen herauszuholen. Dass das immer wieder klappen kann, zeigt ihr die Erfahrung.
Und Erfahrung hat Susanne Lindlbauer definitiv: Auf dem Tisch liegt ein randvoll gepackter Fortbildungs-Ordner mit sämtlichen Bescheinigungen, Zeugnissen, Zertifikaten. Den Anfang hat sie im Jahr 1998 mit dem Aerobic-Diplom gemacht – da arbeitete sie noch als Arzthelferin bei einem Augenarzt in Bad Griesbach. Ein wenig ihren Eltern zuliebe hat sie sich damals für diese Ausbildung entschieden, obwohl sie die Themen Kosmetik und Fotografie eigentlich mehr interessiert hätten. „Das war aber eine gute Grundausbildung. Ich habe viel über körperliche Beschwerden und den Umgang mit Menschen gelernt,“ sagt Susanne Lindlbauer heute und fügt hinzu: „Es hat alles seinen Sinn.“ Nach einigen Jahren in ihrem Beruf wollte sie aber doch lieber „im sportlichen Bereich Fuß fassen.“
„Das war manchmal ziemlich kaltes Wasser für mich“
Dieser Wunsch führte sie zunächst in den Bayerischen Wald, nach Freyung an die Bavaria Klinik. Dort arbeitete sie im therapeutischen Bereich viel mit Tumorpatienten. „Das war manchmal ziemlich kaltes Wasser für mich. Aber ich habe auch dort viel gelernt,“ sagt sie rückblickend. Ihr weiterer Weg brachte sie nach Österreich. In Windischgarsten war sie in einem Wellness-Kinder-Familienhotel für den Sportbereich zuständig. Den ganzen Tag mit Kindern und Erwachsenen Hip-Hop tanzen, Fußball spielen, Skifahren, Mountainbiken und Theaterspielen – das war ganz nach Susanne Lindlbauers Geschmack: „Die Arbeit war super.“ Gleich danach hat sie sich zur diplomierten Personal Trainerin ausbilden lassen. Und irgendwann zog es sie wieder zurück in die Heimat.
Seit mittlerweile elf Jahren arbeitet sie im Fürstenhof in Bad Griesbach, leitet den Bereich Sport und Entspannung. Weil Susanne Lindlbauer aber immer gerne dem Ruf nach Veränderung folgt, hat sie sich vor neun Jahren selbstständig gemacht und dafür ihre feste Stelle reduziert. Mit der Verteilung von Flyern ging’s los. „Ich hab die anfangs vielleicht etwas zu weit gestreut“, erzählt sie lachend. Bis nach Regensburg konnten Interessenten ihre Werbung finden. Und so kam es, dass ihre ersten drei Klienten aus Straubing kamen. „Davon habe ich eine junge Frau gleich drei Jahre lang begleitet. Das war auch für mich eine wunderbare Erfahrung, als sie sich mit 30 Jahren ihren ersten Bikini gekauft hat,“ erzählt sie über ihr erstes Erfolgserlebnis als Personal Trainerin.
„Es ist wichtig, zu wissen, wovon man spricht“
Wendet sich ein Klient an Susanne Lindlbauer, geht es zunächst darum, realistische Ziele zu definieren und persönliche Wünsche zu äußern. Diese notiert die Personal Trainerin in einem Anamnesebogen, der außerdem körperliche Daten festhält. Jeder Klient erhält ein Ernährungsprotokoll. Hier wird sieben Tage lang alles eingetragen, was gegessen und getrunken wird – wirklich alles. Das Aufdecken der schonungslosen Wahrheit ist meist recht aufschlussreich für Susanne Lindlbauer, die auch ausgebildete Ernährungsberaterin ist. „Bei der Besprechung ist es mir wichtig, Positives zu betonen. Erst dann schaue ich gemeinsam mit dem Klienten, was optimierbar ist.“ Zwei Punkte werden verändert, was sehr einfach klingt und auch ist. „Zu viel Veränderung auf einmal sorgt aber für einen Rückfall,“ weiß sie. Und: „Diäten sind ein absolutes Tabuthema. Danach kommt garantiert der berüchtigte Jojo-Effekt. Sinnvoll ist nur eine langsame, gezielte Ernährungsumstellung.“ Sie selbst füllt das Protokoll für sich auch immer wieder mal aus. „Es ist wichtig, sich zu beobachten,“ sagt sie. „Und es ist wichtig, zu wissen, wovon man spricht.“
Deshalb probiert sie immer selbst aus, was sie später bei ihren Klienten anwendet – und wägt ab, was für sie stimmig ist. Sehr hilfreich ist das gerade im Bereich des NLP für sie. Hinter den drei Buchstaben verbirgt sich eine Methode, die sich Neuro-linguistisches Programmieren nennt. „Dabei geht’s darum, Ziele erreichbar zu machen, Schmerzen zu lindern, bei der Entscheidungsfindung zu helfen oder auch Phobien zu verringern,“ weiß Susanne Lindlbauer. Durch die NLP-Ausbildung bei Athena Schneider in Pfarrkirchen hat sie mehr über sich selbst herausgefunden – oder zumindest das bestätigt, was sie schon geahnt hat: „Ich bin der Gefühlstyp mit visuellem Hintergrund, sehr gefühlsbetont, offen und spontan.“ Mit der NLP-Methode kann sie ihre Klienten besser einschätzen und dadurch gezielter fördern.
„Jeder ist einzigartig – und jede Stunde ist anders“
Jeder Klient wird individuell betreut. Manche wollen daheim, andere im Büro trainiert werden. Oft geht Susanne Lindlbauer mit den Leuten zum Sporteln nach draußen, begleitet sie beim Joggen oder Walken. „Jeder ist einzigartig – und jede Stunde ist anders,“ erzählt die Personal Trainerin. So erlebt sie schon mal, dass die Kinder und Hunde der Klienten mittendrin statt nur dabei sind. „Schön, wenn sich was rührt,“ sagt Susanne Lindlbauer lachend. Apropos Kinder – „Kinder machen instinktiv Übungen aus dem Yoga.“ Yoga hat die Sportbegeisterte für sich wiederentdeckt, nachdem sie schon vor elf Jahren den Grundschein gemacht und danach nur kaum praktiziert hat. Vor vier Jahren dann hat sie sich zum Fachtrainer ausbilden lassen und bietet seitdem Kurse an, die bestens besucht sind, wie sie selbst sagt. Sie kommt regelrecht ins Schwärmen: „Yoga sorgt für mehr Beweglichkeit, entgiftet, fördert richtiges Atmen, kräftigt und strafft – es ist einfach ganzheitlich und darum so toll.“
„Ich mag mich gern auf gesunde Art verausgaben“
Susanne Lindlbauer lehnt sich zurück, lacht, erzählt munter weiter, ihre Augen strahlen, ihre Hände gestikulieren. Sie ist so lebendig, so voller echtem Enthusiasmus, wie es Menschen selten sind. Hinter ihr lugen aus dem Küchenregal gesunde Nahrungsmittel hervor, an der Wand hängt ein frisches Zitronenbild, sie schenkt Wasser nach und erzählt weiter, dass sie privat seit neuestem Golf spielt: „Das ist fast wie Yoga. Da kann ich richtig ruhig werden. Und die Plätze hier sind total schön, der Kontakt mit anderen auch.“ Außerdem fährt sie gern Mountainbike in der Gruppe und im Winter Ski. „Sport macht mich einfach glücklich. Ich mag mich gern auf gesunde Art verausgaben.“ Schon als Kind war das so, „Wirbelwind“ Susanne hat von ihrer Mutter oft gehört: „Geh raus, Du bist mir zu temperamentvoll.“ Ihre Eltern haben sie in ihrer Sportbegeisterung immer unterstützt, „Papa hat alles befürwortet und Mama hat mich angefeuert.“ Geräteturnen, Ballett, Aerobic, Skigymnastik, Langlauf, Reiten, Tennis, Fußball – alles hat Susanne Lindlbauer ausprobiert. Sogar Skirennen ist sie mit ihrer älteren Schwester gefahren.
Bis heute liebt die Personal Trainerin die Abwechslung. „Mir würde langweilig werden, wenn ich nur wenig machen könnte,“ sagt sie. „Deswegen bin ich aber alles andere als sprunghaft. Ich bleibe an den Dingen dran.“ Im Hinterkopf hat Susanne Lindlbauer immer viele Themen. Einige davon postet sie regelmäßig auf ihrer Facebook-Seite. Kleine Meditationen, Fotos, Rezepte für basische Ernährung, humorvoll gemeinte und mentale Ratschläge. „Damit möchte ich den Leuten im Alltag ein bisschen was Gutes tun,“ sagt sie und schwenkt nochmal zum Yoga: „Das ist eine körperliche und eine philosophische Lehre. Es geht darum, aus freien Stücken zu geben und ein Werten zu vermeiden.“
„Die Beziehung zu meinen Klienten basiert absolut auf Vertrauen“
Ihre liberale Einstellung hat ihr im Freundeskreis den Namen „Loslass-Queen“ eingebracht: „Loslassen ist der Schlüssel zum Erfolg, egal ob das die Ernährung oder den Partner betrifft.“ Sie selbst mistet ihre Schränke gern aus, hat wenig Kleidung, wenig Schuhe, ist kaum an Dinge gebunden. Das versucht Susanne Lindlbauer auch ihren Klienten zu vermitteln. „Ich hole die Menschen da ab, wo sie stehen. Die Ursache ist absolut wichtig, warum jemand da steht, wo er steht.“ Mit ihrer einfühlsamen und motivierenden Art trifft sie den Nerv ihrer Klienten. Sie reagieren offen auf sie und erreichen Schritt für Schritt ihr Ziel. „Das ist so schön zu sehen, bereichert mein Leben und ist einfach total erfüllend,“ sagt sie mit ehrlicher Begeisterung. Schon als Jugendliche wurde sie von Freunden gefragt, wenns Probleme gab. „Ich kann zuhören und unterlasse ein Tratschen,“ nennt Susanne Lindlbauer den Grund. Das gilt freilich auch im Umgang mit Klienten. „Die Beziehung basiert absolut auf Vertrauen.“ Die meisten ihrer Klienten sind zwischen 30 und 45 Jahre alt. Der Frauen- und Männeranteil ist ziemlich ausgewogen. „Viele Frauen suchen nach der intensiven Kinderzeit einen Ausgleich und wollen sich selbst wieder Gutes tun,“ sagt Susanne Lindlbauer. Und: „Viele arbeitende Männer kommen zu mir, wenn sie kurz vor dem Burn-Out stehen und eine Veränderung sehr nötig haben.“
Die Kombination aus Freiberuflichkeit und Festanstellung weiß Susanne Lindlbauer sehr zu schätzen. „Ich bin glücklich und zufrieden und gehe jeden Tag gern zur Arbeit,“ sagt sie. „Mir macht meine Aufgabe Spaß und ich empfinde sie als sinnvoll. Und vielleicht habe ich ein kleines bissl das Helfersyndrom.“ Sie lacht und wird ruhig. Kinder hat sie selbst keine, „also muss ich die Menschheit anderweitig bemuttern.“ Die Klienten genießen das.