Michaela und Constantin Moldan: Ein Seehotel für Hunde
Im Eingangsbereich des Seehotels Moldan tummelt sich eine Schar Hunde. Freudig hecheln sie ihren Herrlis und Fraulis zu – gleich geht’s Gassi! Vom Golden Retriever bis zum Yorkshire-Terrier ist alles dabei. Michaela Moldan wechselt an der Rezeption ein paar freundliche Worte mit ihren zwei- und vierbeinigen Gästen. Ihr Sohn Constantin kommt aus dem Büro, schüttelt Hände und nimmt sich Zeit für einen Kaffee. Er leitet das Hundehotel seit dem 1. Januar 2019.
25.000 Hunde zu Gast im Hotel
Die Hunde und ihre Besitzer brechen zum Spaziergang auf, während im Restaurantbereich am späten Vormittag Ruhe herrscht. Michaela Moldan gesellt sich dazu – und mit ihr ihre eigene kleine Hundeschar. Cinzia ist ein mittelgroßer Mischling aus einemTierheim auf Sardinien, Camina kommt aus Rumänien, der bunte Schoßhund Cookie ist ein Bolonka Zwetna und der gälische Name Cailleach verrät, wo ein Irischer Wolfshund seinen Ursprung hat. Die knöchel- bis hüfthohen Hunde nehmen Platz rund um ihr Frauchen. An Constantin Moldan schmiegt sich ein schwarz-weiß gelockter Zwergpudel namens Curly – sein eigener Vierbeiner. „Man merkt schon, dass meine Mutter eine Vorliebe zum C hat,“ sagt Constantin Moldan und lacht.
Michaela Moldan hat das Hotel vor neun Jahren eröffnet. „Inzwischen waren 25.000 Hunde zu Besuch,“ sagt sie zu Recht ein klein wenig stolz. Der Start war nicht einfach, das Hotel hatte vor den Moldans keinen guten Ruf und es dauerte ein wenig, bis das Vertrauen der Umgebung hergestellt war. Die Moldans hatten hier was „Gscheids“ im Sinn – davon mussten sie zunächst mal überzeugen. Michaela Moldan stammt selbst aus einer Hotelier- und Gastrofamilie. „Meine Urgroßmutter war die Gamsenwirtin in der Unterau in Berchtesgaden,“ erzählt sie. Später führten ihre Großeltern den Schafferwirt in Markt Schellenberg, ihre Eltern ein Hotel in Bad Füssing. Bei den Moldans ging alles ein und aus, was Rang und Namen hatte – vom Filmstar bis zum amerikanischen Militär. Michaela Moldan blättert in den alten Gästebüchern ihrer Ahnen. Sie deutet auf einen Zeitungsaussschnitt: „Da – mein Opa machte den besten Irish Coffee der Welt, das schrieb eine Dubliner Zeitung.“
„Das wäre einfach perfekt“
Sie blättert ein wenig gedankenversunken weiter. Sie selbst wollte zunächst gar keine Gastgeberin sein – aber das Leben hat eben oft anderes im Sinn. In Bad Griesbach führte sie eine Frühstückspension, die irgendwann nicht mehr gut lief. Michaela Moldan beschloss, sich eine kleine Auszeit zu nehmen – und stellte schnell fest, dass sie mit ihren Hunden nirgendwo richtig willkommen war. Diese Erfahrung brachte sie auf die Idee: „Ich fuhr nicht weg, sondern aktualisierte meine Homepage,“ erzählt sie. „Hunde willkommen“ stand da nun groß und deutlich zu lesen. Und siehe da: Schnell kam mehr Leben in die Pension. Die 24 Zimmer füllten sich wieder mit Gästen, die sich freuten, ihre Hunde mitbringen zu dürfen.
Bei einem Ausflug nach Postmünster entdeckte Michaela Moldan das Seehotel, das seinerzeit den Dornröschenschlaf schlummerte. Der See, die Lage, das gute Wetter und Michaela Moldans Unternehmergeist führten schnell dazu, dass sie Erkundungen einholte. „Das wäre einfach perfekt,“ dachte sie sich. Sie bewarb sich, wurde genommen und eröffnete am 4. Juli 2010 nach einigen grundlegenden Renovierungen das Hundehotel.
Gäste aus ganz Europa
Damals war Constantin Moldan noch als Koch aktiv. Im Columbia Hotel Bad Griesbach machte er seine Kochlehre im Restaurant Il Gardino. Eine „harte Schule“ war das, wie er sagt. Von neun bis 24 Uhr galt es, den Gästen das Beste vom Besten zu bieten. Immer auf Zack, immer auf Perfektion ausgerichtet: „Oft waren fünf Sterneköche allein für 30 Gäste da.“ Die Mutter war anfangs gar nicht begeistert von den Plänen ihres Sohns. Sie wusste, wie schwer das Geschäft war und wie wenig man für die Mühen entlohnt wurde. Im Nachhinein weiß sie Constantins Entscheidung zu schätzen: Nach der Lehre stieg er in den Mamabetrieb ein und übernahm heuer das Hotel.
Die Stammgäste aus Bad Griesbach folgten den Moldans nach Postmünster. Hier gibt es 64 Zimmer, einen Außenpool für Menschen und Hunde, einen Wellnessbereich, einen Agilityplatz und einen ganzen See zum Umrunden. Das freut Hundehalter aus ganz Deutschland, Österreich und vor allem auch der Schweiz. „Rund um den Schweizer Nationalfeiertag am 1. August sind wir ausgebucht,“ erzählt Constantin Moldan. „Die Leute wollen ihren Tieren das laute Feuerwerk ersparen.“ Auch Niederländer, Luxemburger und Belgier finden den Weg nach Postmünster. Und zudem machen viele Münchner gern Kurzurlaub in „Moldanien“, wie die Gäste das Seehotel liebevoll bezeichnen.
Seit 2018: der eigene Catering-Service
Dabei spricht nicht nur das Angebot und die gute regionale Küche für sich – gerade den Austausch mit anderen Hundehaltern wissen die Gäste zu schätzen. „Bei uns ist es tatsächlich Voraussetzung, einen Hund zu haben, um Gast sein zu dürfen,“ sagt Michaela Moldan. „Und wir haben kein À-La-Carte-Restaurant,“ ergänzt Constantin Moldan und zuckt mit den Schultern. Er weiß: Das macht den Zugang zu den Einheimischen ein wenig schwierig. Auch darum bietet er seit 2018 für alle einen Catering-Service an. Das Landratsamt Rottal-Inn und die Hengststation Bachl zählen schon zu seinen Kunden, die Auftragslage wächst. „Wir sind angerichtet für die kleine Gartenparty bis zur Großveranstaltung von 800 Leuten,“ sagt Constantin Moldan. Zum Equipment gehört auch der neue Kühlwagen, den der Service gern verleiht.
Michaela Moldan geht voraus in ihre Wohnung direkt im Hotel. Hier sind die Wege kurz, hier hat sie Platz und Privatsphäre für sich, die vier Hunde und Kater Corleone. Ihr Sohn Constantin lebt unweit in Pfarrkirchen. Er schätzt ein klein wenig Anstand nach Feierabend, der sich ohnehin recht flexibel gestaltet. Es ist eben nicht mehr das „Hotel Mama“, das er nun selbst leitet. Seitdem ist sein Arbeitsplatz nicht mehr in der Küche. Nur in Sachen Catering bleibt noch etwas Zeit für seine kulinarische Leidenschaft.
Oberstes Gebot: Hunde von der Leine!
„In der Saison haben wir über 30 Beschäftigte,“ sagt Constantin Moldan. „Und wir sind stolz auf unsere festen Mitarbeiter, die uns schon jahrelang begleiten,“ ergänzt seine Mutter. Das „feste Ensemble“ wird abgerundet durch zahlreiche Stammgäste, deren Vorlieben den Mitarbeitern bereits bekannt sind. Alles in allem kommt da schnell ein familiäres Gefühl auf. „Die Gäste schätzen unser Verständnis zu den Hunden,“ sagt Michaela Moldan. Das oberste Gebot im Seehotel lautet: Hunde von der Leine! „Die Leine wirkt wie eine Nervenbahn vom Besitzer zum Hund – das ist oft schwierig. Ohne Leine sind Hunde erst sozialverträglich,“ erklärt sie.
Michaela Moldan selbst kennt kein Leben ohne Hund. Zum Schulanfang hat sie ihren ersten eigenen Hund bekommen, einen schwarzen Pudel. 17 Jahre lang hat sie der Andi begleitet. Später gab es die Micki, „ein böses Viech“, wie Michaela Moldan mit einem Lachen sagt. Baby Constantin wurde eifrig verteidigt, jeder, der auch nur in seine Nähe kam, weggeknurrt. Sie erinnert sich an die Zeit, damals noch in Bad Aibling. Später dann, als sie ins Rottal kamen, kam auch ihre Mutter mit: „Mami hat geholfen bis zu ihrem Tod. Sie war jeden Tag im Betrieb und eine Köchin mit Leidenschaft.“
Eine Speisekarte für Hunde
Constantin Moldan nickt. Die Oma hat ihm direkt vorgelebt, wie schön diese Koch-Leidenschaft ist. Begeistert erzählt er von einem kleinen Trip in die USA. Mit einem Freund hat er in Ohio eine Dönerbude aufgemacht. „Döner gibt es dort nicht – aber die Leute waren schnell begeistert.“ Nein, seine Kochausbildung hat er nie bereut. Die Fotos im Restaurant zeigen ihn im Kochgewand, die Augen strahlen. „Bei einem Komplettausfall könnte ich einspringen,“ sagt er. Dass dieses Szenario durchaus eintreten könnte, ist ihm bewusst. Der Köchemangel ist ein echtes Problem, „es ist sehr schwierig, einen Koch zu finden, der einen größeren Betrieb leiten kann.“ Als er in die Lehre ging, gab es vier Kochklassen – heute nur noch eine.
„Bei uns bekommen die Gäste morgens die Tageskarte, woraus sie auswählen,“ erklärt Constantin Moldan das Konzept des Seehotels. „Dann erst kochen wir frisch und haben keinen Verlust.“ Der verantwortungsbewusste Umgang mit Lebensmitteln wird ebenso groß geschrieben wie die regionale Herkunft. Fleisch, Fisch, Eier – alles aus dem Rottal. Gemüse und Obst wird so saisonal verwendet wie möglich. Und die Hunde? Haben die auch eine Speisekarte? Tatsächlich! „Die wird sehr gut angenommen,“ sagt Michaela Moldan. Neben dem frisch gekochten Hundefutter gibt es außerdem „Moldans Mampf“ zum Mitheimnehmen – oder zum Kaufen für jederhund bei der Pfarrkirchner Zoohandlung Hohlweg.
Curly schaut ihr Herrchen erwartungsfroh an. Wird er wohl endlich mal aufstehen? Wäre eine kleine Gassirunde drin? Michaela Moldans Hunde springen auf – auch sie wittern den Aufbruch. Constantin Moldan wird sich heute eine kleine Pause gönnen, bevor die Saison richtig durchstartet: Seit zwei Jahren hat er es auch noch mit anderen Vierbeinern zu tun: „Ich habe erst spät mit dem Reiten begonnen, aber es macht mir unglaublich viel Freude. Es ist mein Ausgleich zu allem.“ In Pfarrkirchen fühlt er sich angekommen – sein Wunsch, endlich sesshaft zu werden, scheint sich hier zu erfüllen. Schon kommen die Gassigeher zurück von ihrer Runde, schon duftet es verführerisch aus der Küche. Auf dem Parkplatz verraten die Nummernschilder die Herkunft der Gäste – ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz macht Urlaub in… Moldanien eben.